01 Nov Geld verdienen mit einem kreativen Beruf
In diesem Blogartikel dreht sich alles um die Frage, ob Du mit einem kreativen Beruf Geld verdienen kannst und möchtest. Am Ende des Artikels findest Du außerdem Podcastfolge 29 zu dem Thema.
Das ist doch brotlose Kunst!
Vielleicht kennst Du diese Situation: Du eröffnest Deinen Eltern, dass Du einen kreativen Beruf ergreifen willst, egal ob Künstler*in, Designer*in, Schauspieler*in, Musiker*in oder Illustrator*in und sofort bekommst Du skeptische Blicke zugeworfen. Besorgte Fragen werden laut, wie: «Bist Du Dir da auch ganz sicher? Ist ja nicht so einfach, davon zu leben.» Oder noch schlimmer – mein Lieblingswort in dem Zusammenhang «brotlos».
Die Skepsis der Leute um Dich herum, die nicht einmal in der Kreativbranche arbeiten, bleibt auch bestehen, wenn Du schon laaange als Kreative*r arbeitest.
Teilweise noch nach 17 Jahren, so wie bei mir. Ich arbeite seit vielen Jahren erfolgreich in diesem kreativen Business und dennoch werde ich regelmäßig gefragt: «Kannst Du denn davon leben?»
Ich finde diese Frage, wie wahrscheinlich alle Kreativen mega nervig, denn sie ist übergriffig und suggestiv.
Ich höre da immer die Ungläubigkeit heraus und die Erwartung der Antwort, dass ich doch sicherlich NICHT davon leben kann und immer knapp bei Kasse bin.
Ich habe noch nie jemanden gefragt: «Sag mal, kannst Du eigentlich von Deinem Beruf als Kassierer*in, Friseur*in, Altenpfleger*in, Lehrer*in, Büroangestellte*r … leben?»
Mit Kreativität sein Geld zu verdienen, scheint einen weniger angesehenen Ruf zu haben. Ich weiß nicht woran das liegt. Vielleicht ein Vorurteil?
Geld verdienen mit einem kreativen Beruf?
Fragen nach einem ausreichendem Einkommen können tief verunsichern. Wenn sie vor dem Kreativbusiness-Start aufkommen, können sie Dich vielleicht hemmen, diesen Schritt überhaupt zu tun.
Viele hadern lange mit der Frage, ob sie ihr kreatives Talent zum Beruf machen sollten. Woher kommt dieses Hadern und Zweifeln?
Viele befürchten, dass sie sich damit den Spaß an der Sache nehmen. Im beruflichen Kontext entsteht plötzlich ein Druck, den es vorher nicht gab: «Jetzt muss ich damit aber auch Geld verdienen.»
Andere quälende Fragen können aufkommen und Dich zweifeln lassen. «Was produziere ich Kreatives, damit es gekauft wird? Was würde meinen Kund*innen gefallen? Was ist, wenn ich nicht gut genug bin?»
Deine kreative Identität
Fehlende oder wenig praktische Erfahrung als selbständige Kreative*r macht unsicher. Das ist ganz normal, denn jede*r fängt irgendwann „am Anfang“ an – und das Zweifeln gehört dazu.
Ich kann Dir nur mit auf den Weg geben, dass die größten Künstler*innen ihr ganzes Leben lang gezweifelt haben. Schau Dir z. B. den Maler Francis Bacon an (eines meiner absoluten malerischen Vorbilder). Er hat viele seiner Bilder wieder zerstört; zerschlitzt und verbrannt.
Er hat jeden Tag von morgens bis abends Bilder gemalt – ging nur zum Essen, Trinken und Menschen treffen aus dem Haus. Er malte und schlief, malte und schlief … und war dennoch nicht zufrieden. Teilweise mussten sogar Freunde seine Bilder vor ihm retten. Heute kosten diese Bilder Millionen und auch zu Lebzeiten hat Bacon sehr gut damit verdient. Dennoch blieben die Zweifel.
Bei Alberto Giacometti war es genauso. Der Maler und Bildhauer versuchte sein Leben lang das perfekte menschliche Portrait zu kreieren – und scheiterte (seiner Ansicht nach). Er war jedes Mal unzufrieden mit seinem Werk. Nur dank seines Bruders wurden nicht alle Werke am Tagesende durch Alberto wieder zerstört. Der Bruder rettete die Skulpturen und Zeichnungen und verkaufte sie für Alberto hinter dessen Rücken.
Zweifeln ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung mit dem kreativen Prozess
Die Geschichten dieser zwei Künstler sollen Dir Mut machen, denn das Hinterfragen des eigenen Outputs führt zur Verbesserung.
Durch Zweifeln kannst Du tiefer in neue Techniken und Themen eintauchen, Dinge verwerfen und wieder neu machen.
Und so übst Du. «Übung macht den Meister» – dieses Sprichwort sollte nun Dein Mantra werden.
Wichtig ist auf jeden Fall das Dranbleiben und der unbedingte Wille, z. B. davon leben zu wollen.
„Beruflich kreativ und selbstständig sein, ist eine Entscheidung, an der Du Dich festbeißt.“
Dein eigener Stil macht Dich authentisch
Auch wenn die meisten anfangs ohne eine*n einzige*n Kund*in starten, solltest Du Dir selbst treu bleiben und nicht für die Kund*innen produzieren, sondern in erster Linie für Dich selbst.
Die Frage zu stellen „Was würde meinen potenziellen Kund*innen gefallen?“ ist, meiner Meinung nach, nicht die richtige Herangehensweise.
Ist es nicht besser, wenn Du machst, was Dir gefällt? Zum Thema eigener Stil kannst Du auch gern hier auf dem Blog weiterlesen.
Wäre das nicht der Idealzustand, den Du anstreben solltest – die eigene berufliche Verwirklichung?
Auch ich ertappe mich manchmal bei dem Gedanken, was ich jetzt malen könnte, was sich gut verkauft. Dennoch bin ich mir sicher, dass ich viel mehr bei mir selbst bleiben muss und dass das mit dem Verkaufen dann schon klappt.
Deine Entscheidung für das Geld verdienen mit einem kreativen Beruf
Manche Menschen entscheiden sich bewusst dagegen, mit ihrer Kreativität Geld zu verdienen. Sie haben vielleicht einen Beruf gefunden, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Kreativität kann ihr Hobby bleiben.
Das wäre auch meine Empfehlung an Dich, wenn Du noch mit dieser Entscheidung haderst: Höre tief in Dich hinein und schreibe Dir vielleicht Pro- und Contra-Argumente auf.
Wichtige Fragen an Dich selbst können sein:
• Was sind die Konsequenzen, wenn ich mich für eine kreative Laufbahn entscheide?
• Was sind die Konsequenzen, wenn ich mich dagegen entscheide?
• Wenn ich es nicht als Beruf ausübe, finde ich dann die Zeit es als Hobby fortzuführen?
• Wie gehe ich mit Widrigkeiten um, z. B. wenn ich anfangs kein Geld verdiene?
• Habe ich einen Plan B oder einen Finanzierungsplan?
• Kann ich mir das vielleicht auch finanzieren lassen? (Crowdfunding, Artist in Residence, Verlag, Stiftungen/Stipendien, staatliche Förderungen)
Wenn Du Dich damit vertieft auseinandersetzt, wirst Du zu Deiner persönlichen Erkenntnis gelangen und Deine Entscheidung treffen können.
Meistens bereut man später eher Dinge, die man nicht ausprobiert hat.
Worst-Case-Scenario
Stelle Dir Dein Leben vor, wenn Du Deine Entscheidung getroffen hast!
• Wie fühlt sich das an?
Wenn Du Angst vor der Entscheidung hast, dann frage Dich:
• Was macht mir dabei so viel Angst?
• Was kann mir im schlimmsten Fall passieren, wenn ich diese Entscheidung getroffen habe oder ich die vermeintlich falsche Entscheidung getroffen habe?
Zum Thema Angst habe ich auch einen tollen Impuls hier auf dem Blog für Dich!
Meist relativiert sich bei genauer Betrachtung dieses «Worst-Case-Scenario» und entpuppt sich nur als kleines Hindernis.
Wir sind Gewohnheitstiere und unser Gehirn gaukelt uns gern, aus Angst vor dem Unbekannten vor, dass es schlecht wäre, die eigene Komfortzone zu verlassen. Aber nur so wachsen wir immer wieder über uns hinaus.
Herzlichst, deine Roberta
Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem Podcast «Der kreative Flow», Folge 29.
Hier kannst Du sofort reinhören:
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