16 Jun Jenny Habermehl im Kurzinterview
Heute stelle ich Dir Autorin, Fotografin und Grafikdesignerin Jenny Habermehl in meiner kleinen Interviewreihe vor.
Sie war außerdem mein Gast in Folge 94 meines Podcasts. Die Folge findest Du am Ende des Interviews (oder überall, wo es Podcasts gibt)!
1. Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Jenny Habermehl, 36 Jahre alt, wohne in Karlsruhe und mache so einiges, aber fast alles dreht sich um Kreativität und die Arbeit als Kreative.
Seit 2016 bin ich freiberufliche Designerin und Fotografin. Seit einigen Jahren bin ich in der Lehre tätig, momentan als Dozentin an der Diploma Hochschule in den Fächern Typografie und Selbstkompetenzen mit Künstlicher Intelligenz.
Zudem habe ich ein Onlinebusiness, bei dem ich Kreative dabei unterstützen möchte, ein ebenfalls erfolgreiches und glückliches Kreativbusiness zu führen oder zu starten. Außerdem bin nun auch offiziell Autorin, denn mein Buch „KI für Kreative“ ist März 2024 beim Rheinwerk Verlag erschienen.
Nun definiere ich mich nicht nur beruflich als Mensch. Ich bin ich auch Trainerin im Ruderverein in Karlsruhe und rudere sehr gerne. Zum einschlafen höre ich gerne Hörbücher und zwar am liebsten Science Fiction. Yoga, Wandern und Natur bringen mich wieder ins Gleichgewicht und ich bin ein Serien- und Filmjunkie.
Meine aktuell größte Leidenschaft ist das Geige spielen, das ich nach 17 Jahren Spielpause wieder aufgenommen habe. Es ist eine Herausforderung, aber es macht mich sehr glücklich.
2. Woher kommt Deine Leidenschaft für das Thema KI?
Das ist eine super Frage! Technik hat mich schon immer fasziniert – bereits als kleines Mädchen. Mein Vater arbeitet in der IT-Branche und ich habe gerne die neuesten Geräte studiert und alle Funktionen ausgetestet und dann anderen erklärt. Ich hatte auch ziemlich früh meinen eigenen PC und habe auch mein erstes Geld damit verdient, Computertechnik und Präsentationen für einen Arzt zu machen. Technik macht mich happy, also auch meine ganzen Arbeitsgeräte wie die Kamera, mein MacBook usw.
Gerne möchte ich aber auch verstehen, wie etwas funktioniert. Ich bin von Haus aus sehr neugierig 🙂
Die Faszination über Künstliche Intelligenz kam dann mit dem Besuch des ZKM in Karlsruhe. Damals gab es eine Ausstellung names Open Codes, diese war kostenfrei und ich war sehr oft dort. Man konnte vieles rund um KI erfahren, sehen, ausprobieren.
Ich habe KI-Kunst gesehen und mich gefragt, ob das im Designbereich irgendwann auch eine Rolle spielen könnte. So habe ich mich 2019 dazu entschlossen, das als Thema für meine Thesis meines nebenberuflichen Masterstudiums in Creative Direction zu wählen.
Damals gab es gar keine Literatur dazu, also habe ich die Kreativwissenschaften studiert, mich damit beschäftigt wie KI funktioniert und lernt, Umfragen und Interviews geführt und dann versucht, daraus meine ersten Schlüsse zu ziehen. Das war anstrengend, aber sehr spannend und irgendwie seiner Zeit voraus.
Es hat 2019 schlichtweg kaum jemanden interessiert. Ich glaube, durch diese sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Thema plus meine Neugierde und Technikaffinität bin ich so schnell reingekommen, als die ersten KI-Tools massentauglich und zugänglich wurden.
3. Gibt es Rituale bei Dir, um als Gestalterin in den kreativen Flow zu kommen?
Musik spielt bei mir eine zentrale Rolle. Mit ihr kann ich mich sehr schnell in eine bestimmte Stimmung versetzen, alles andere ausblenden und loslegen. Gerade ist es ganz viel klassische Musik und auch selbst musizieren ist sehr hilfreich – das hat mich durch den intensiven Schreibprozess des letzten Buchs gebracht und meine Schreibblockade gelöst.
Natürlich auch Inspiration in jeglicher Form, mir also thematisch passende und auch unpassende Dinge anzuschauen.
Mittlerweile spielt KI auch eine wesentliche Rolle in dieser Phase. Indem ich einfach mal etwas prompte und sehe was passiert, spielt sich in meinem Kopf sofort ein Feuerwerk aus Gedanken und Ideen ab. Es ist für mich wie ein Katalysator der Kreativität, den ich aber versuche nicht ständig einzusetzen und damit den Bogen zu überspannen.
4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?
Du bist genug, so wie du bist. Und mach dein Ding, egal was andere sagen. Letzteres habe ich auch so gemacht und bin sehr froh darüber. An dem anderen arbeite ich heute noch …
5. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade?
Momentan passiert ganz viel, denn ich habe viele Anfragen für Workshops und Vorträge und reise ganz viel. Aber als größeres Projekt ist tatsächlich ein weiteres Buch über KI geplant. Darauf freue ich mich schon sehr! Ideen habe ich tausende, nur leider nicht die Zeit, alles umzusetzen. Doch das Buch ist so gut wie sicher 😉
6. Wenn Du Dir etwas wünschen könntest, mit wem würdest Du Dich gern mal persönlich treffen (tot oder lebendig)?
Auch wenn ich überhaupt nicht religiös bin, ist der Dalai Lama eine der spannendsten Persönlichkeiten, die ich „kenne“. Er besitzt in meinen Augen wahre Weisheit und gerne würde ich mit ihm etwas Zeit verbringen und vielleicht auch den einen oder anderen Rat erhalten. Ich kenne seine Weisheiten fast nur aus Büchern, aber das hat mich schwer beeindruckt und er scheint mir ein sehr angenehmer Zeitgenosse zu sein.
7. Hast Du kreative Vorbilder, wer oder was inspiriert Dich?
Stefan Sagmeister, den du ja schon mehrmals interviewt hast, war schon ein Wegweiser für mich. Es geht gar nicht mal nur um seine Arbeit, sondern seine Einstellung zu der Gestaltung und zur Kreativität. Er macht irgendwie sein Ding und das finde ich so toll an ihm. Er überschreitet die Grenzen des Designs und bringt es fertig, seine Erkenntnisse weltweit in Ausstellungen oder als Speaker zu präsentieren. Dabei bleibt er so nahbar und so menschlich. Also wie er arbeitet ist für mich die wahre Inspiration.
Ansonsten interessiert mich einfach so viel und es gibt so viele tolle Kreativschaffende in allen Bereichen und auch außerhalb der Branche großartige Menschen, dass ich mich schwer festlegen kann.
Ich will auch nicht immer auf den großen Bekannten herumreiten, sondern finde oft Inspiration in den freien und weniger bekannten und „gesehenen“ Werken und Künstler:innen. Gerade war ich in Portugal und habe so viel tolle Streetart gesehen.
Je nachdem für was ich gerade so brenne, wechseln hier die Vorbilder. Tatsächlich sehe ich besonders in der Musik und in Filmen viel Inspiration, auch wenn ich selbst nicht in diesen Bereichen arbeite. Ein Musikstück löst oft mehr in mir aus als Kunst oder Design.
8. Was schätzt Du an Deiner Arbeit als Freiberuflerin am meisten?
Die Freiheit, das zu tun, was mir wahre Freude macht. Als Angestellte hätte ich den Job fast aufgegeben, ich war so eingeengt und die Werbung war überhaupt nicht so kreativ, wie ich damals dachte.
Seit der Selbstständigkeit habe ich mich menschlich wie auch beruflich so extrem weiterentwickelt und möchte keinen Tag davon missen. Ich kann praktisch alles werden und alles machen und bin gespannt, was die Zukunft so bringen wird.
9. Auf welches Projekt, das Du verwirklicht hast, bist Du besonders stolz?
Ich glaube, es ist nicht das KI-Buch (auch wenn ich da auch sehr stolz drauf bin), sondern die Masterarbeit über KI und Design. Es war extrem mutig damals, ein Thema zu wählen, das so gut wie niemand vorher in Angriff genommen hat. Wo man sich nicht auf Literatur und Quellen verlassen konnte, sondern verschiedene (auch designfremde) Fachgebiete selbst erforschen und dann zusammenbringen musste.
Das Buch, das daraus entstanden ist, erfüllt mich mit großem Stolz. Das Printexemplar habe ich aufwendig und teuer produzieren lassen. Diese Arbeit hat den Grundstein zu meinem heutigen Erfolg gelegt. Darauf bin ich sehr stolz. Noch heute kriege ich dadurch sehr viele Anfragen für Interviews von Studierenden aus allen möglichen Designstudiengängen und ich gebe gerne mein Wissen weiter.
10. Welches Buch/Podcast/kreatives Werk hat Dich in letzter Zeit nachhaltig beeindruckt und warum?
Das Buch namens 4.000 Wochen von Oliver Burkeman. Das hat mich wirklich aufgerüttelt. Ich hatte noch nie so viele Aha-Momente wie bei diesem Buch. Es beschreibt sehr gut, in welchen Denkmustern und Fallen wir uns befinden und auch einige Wege, wie wir da aussteigen können.
Ich mag es, wenn mich etwas völlig aus dem Gleichgewicht und zum Nachdenken bringt.
Danke für das schöne Gespräch, liebe Jenny!
Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Jenny anzuhören, wenn Du mehr zum Thema KI für Kreative erfahren möchtest.
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Jenny Habermehl in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #94 direkt anhören:
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