Lisa Tegtmeier in ihrem Atelier.

Lisa Tegtmeier im Kurzinterview

Heute stelle ich Dir die international arbeitende Illustratorin Lisa Tegtmeier in meiner kleinen Interviewreihe vor!

Sie war außerdem mein Gast in  Folge 34 meines Podcasts. Die Folge findest Du am Ende des Interviews (oder überall, wo es Podcasts gibt)!

1. Wer bist Du und was machst Du?

Lisa Tegtmeier Portrait

Das ist Lisa! (Foto: Martin Riedmiller)

Mein Name ist Lisa Tegtmeier und ich bin freischaffende Illustratorin aus Hamburg. Ich zeichne digitale Bilder für internationale Kund:innen aus den Bereichen Editorial, Werbung und Branding. Mein Stil ist bunt, poppig und macht gute Laune. Am liebsten zeichne ich Menschen, vor allem starke, selbstbewusste Frauenfiguren und immer wieder beschäftige ich mich in meinen Arbeiten mit Themen wie Freundschaft, Diversität und Female Empowerment.

2. Wie ist es dazu gekommen, dass Du Illustratorin geworden bist?

Der Weg zur Illustratorin verlief eigentlich ziemlich geradlinig, wenn ich so darüber nachdenke. Schon als kleines Kind habe ich viel gezeichnet, meine Mutter hat sich auf langweiligen Familienfeiern, auf denen ich meist das einzige Kind war, oft mit mir hingesetzt und gezeichnet.

Wir hatten immer Buntstifte parat. Auch die Jugend hindurch war das Zeichnen mein größtes Hobby. Die Wahl des Studiengangs war nach der Schule damit schnell klar: Ich dachte, dass ich vor allem im Studiengang Kommunikationsdesign die Chance hätte, mein Hobby zum Beruf machen zu können.

Auch wenn ich während des Studiums viel experimentiert habe; alle Projekte, die ich machte, führten immer wieder auf das Zeichnen bzw. Illustrieren zurück.

So ist es bis heute, die Illustration ist nicht nur mein Hobby und mein Beruf, sondern meine ganz große Leidenschaft.

Lisa Tegtemeiers Illustration "Hope"

Lisa Tegtemeiers Illustration „Hope“. Viele Arbeiten findest Du auch bei ihr im Shop.

3. Gibt es Rituale bei Dir, um in den kreativen Flow zu kommen?

Mein erster Gedanke war, dass mein Ritual vermutlich die Prokrastination ist (lacht).

Bevor ich mit einer Aufgabe loslegen kann, muss ich, nicht nur gedanklich, Ordnung schaffen. Das heißt ich erledige alles andere, bevor ich mit der eigentlichen kreativen Arbeit loslege. Und wenn ich angefangen habe, die erste Idee kam, die allererste Skizze aufs Papier gebracht ist, muss ich erst einmal Pause machen. Der Anfang fällt mir immer wieder schwer, aber wenn ich den mühsamen Einstieg einmal überwunden habe, kann ich mich durchaus in Details verbeißen und bin im Flow. 

4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?

Glaub an Dich! Wichtig ist, der eigenen Intuition und dem Bauchgefühl zu trauen, alles hat seine Berechtigung. Ehrlich gesagt, habe ich genau das getan, wenn auch mit Höhen und Tiefen, und ich würde es nicht ändern wollen. Vielleicht hat es manchmal Umwege gebraucht, aber ich bin genau da angekommen, wo ich hinwollte.

5. Was war bisher Dein tollster Illu-Job?

Ich erinnere mich super gerne an den Job zurück, an dem ich einmal für Lyft, das US-amerikanische Transportmittelunternehmen, arbeiten durfte. Zur US-Wahl 2020 durfte ich 10 dynamische Illustrationen von ganz diversen Menschen gestalten, die auf unterschiedliche Arten und Weisen, z.B. mit dem Roller, mit dem Taxi oder dem Fahrrad, zur Wahl fahren.

Diese Illustrationen wurden in vielen unterschiedlichen Medien veröffentlicht: Online, auf Bildschirmen im öffentlichen Raum, aber das Highlight war der Times Square in New York!

Lisa Tegtmeiers Illustrationen für "Lyft" am New Yorker Times Square!

Lisa Tegtmeiers Illustrationen für „Lyft“ am New Yorker Times Square! (Foto: privat)

Das war wirklich verrückt, die eigene Arbeit plötzlich so groß an so einem markanten Ort zu sehen. Vor allem aber hat die Zusammenarbeit mit der Agentur, die diese Kampagne geleitet hat, super viel Spaß gemacht. Alle waren mega nett, am Ende haben sie mir sogar einen kleinen Präsentkorb als Dankeschön zugeschickt – zusätzlich zur Bezahlung versteht sich natürlich. (lacht und zwinkert). Im Nachhinein war das wirklich ein Traumjob, den ich mir niemals hätte erträumen können.

6. Mit wem würdest Du gern mal zusammenarbeiten oder gibt es „Traum-Projekte“?

Wie oben schon gesagt, manchmal sind solche Projekte Traum-Projekte, die man sich nicht einmal hätte erträumen können.

Insgesamt wünsche ich mir, mit meinem Stil noch mehr als Künstlerin wahrgenommen zu werden, anstatt als illustrierende Dienstleisterin. Natürlich ist die Illustration immer eine Schnittstellen zwischen Kunst und Dienstleistung, aber auf Projekte, in denen ich generische Figürchen zeichnen muss, die bestimmten Vorgaben erfüllen müssen, habe ich keine Lust mehr.

Lisa Tegtmeiers Illustration "Hang Together"

Lisas Illustration „Hang Together“

Am meisten Spaß machen mir Projekte, in denen mir kreativer Freiraum in der Umsetzung gelassen wird und Vertrauen herrscht. Ich würde daher total gerne Produkte mit meiner Welt gestalten – eine eigene Modekollektion mit meinen Motiven wäre ein absoluter Traum. Aber auch das Gestalten von großen Flächen reizt mich sehr, ein riesiges Mural im öffentlichen Raum wäre auch ein Traumprojekt.

7. Hast Du kreative Vorbilder, wer inspiriert Dich? (Nenne gern zwei-drei und beschreibe deren Arbeit und was Du daran toll findest.)

Mich inspirieren Illustrator:innen oder Künstler:innen, die sich ihre ganz eigene kreative Welt geschaffen haben, mit der sie andere begeistern können.

Aktuell liebe ich die Arbeiten von Eva Cremers sehr. Sie ist eine niederländische 3D-Künstlerin, die für ihre lebhaften, quirligen Comic-Figuren bekannt ist, die sie animiert und die Eingang in große Kampagnen unterschiedlicher Marken finden. Das finde ich sehr beeindruckend!

Weniger kommerziell betrachtet, mag ich aber auch Illustrator:innen, die einen frischen, neuen Stil haben, den man noch nicht so häufig gesehen hat. Ganz besonders mag ich in letzter Zeit die Arbeiten von Paloma Marcisz und Stefanie Röhnisch.

8. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade?

Aktuell habe ich ein größeres Projekt abgeschlossen, was wirklich ein ganz neues kreatives Level für mich war. In der Frankfurter Agentur Jazzunique durfte ich deren Ausstellungsraum, den imprfct space, gestalten.

Lisa Tegtmeier Illustration

Lisas Arbeit für den „imprfct space“ (Foto: Kristof Lemp)

In Zusammenarbeit mit bright! studios, die für die technische Umsetzung verantwortlich waren, haben wir eine immersive Ausstellung geschaffen, in der man als Betrachter:in in meine Charaktere schlüpfen und sie an einer großen LED-Wand bewegen kann.

Lisas Arbeit für den "imprfct space" (Foto: Kristof Lemp)

Lisas Arbeit auf der LED-Wand ist interaktiv. Der „imprfct space“ ist so ein Erlebnis der besonderen Art. (Foto: Kristof Lemp)

Nach diesem technisch sehr aufwendigem Projekt habe ich mal wieder Lust auf kleinere Projekte. Gerne würde ich wieder mehr händisch malen und zeichnen. Ich plane außerdem mein Studio in Hamburg noch etwas mehr herzurichten. Ansonsten ist bisher nichts Konkretes geplant. Ich bin gespannt, was für Projekte sich in diesem Jahr noch auftun werden.

9. Ein ultimativer Tipp für alle, die gern auch Illustrator*in werden möchten?

Am Ball bleiben und seine Arbeiten zeigen! Egal wo; sei es online, auf den sozialen Netzwerken, bei Agenturen, Verlagen, Magazinen oder anderen Einrichtungen – Wichtig ist, mutig zu sein und sich nicht vor der Meinung anderer zu scheuen. Auch wenn man meint, man sei noch nicht so weit, die eigenen Arbeiten sollten nicht in der Schublade versauern, sondern raus in die Welt. 

 

Danke für das schöne Gespräch, liebe Lisa!

Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Lisa anzuhören.


Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Lisa Tegtmeier in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #34 (besteht aus zwei Teilen!) direkt anhören:
Cover Podcast "Der kreative Flow"

 

Coverfoto von Lisa Tegtmeier: © Martin Riedmiller

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