Introversion

Impuls #39 – Hilfe, ich bin introvertiert!

Im heutigen Impuls und Blogartikel erfährst Du, was die Unterschiede von Intro- und Extrovertiertheit sind – und wie Du als Kreative*r extrovertierter werden kannst.

Alle weiteren Impulse, die Dich aktiv kreativ(er) machen, findest Du übrigens hier auf dem Blog.

Was bedeutet extro- und introvertiert?

Heute möchte ich mit Dir mal über Extraversion und Introvertiertheit sprechen!

Ich nenne die Extraversion hier „Extrovertiertheit“, weil das einfach gängiger im Sprachgebrauch ist.

Der Begriff «extra- oder extrovertiert» bezieht sich auf ein Persönlichkeitsmerkmal oder -ausrichtung. Hier neigt eine Person dazu gesellig, gesprächig, kontaktfreudig und aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen zu sein. Extrovertierte Menschen ziehen Energie aus sozialen Interaktionen und fühlen sich oft wohl in Gruppen oder in der Gesellschaft anderer.

Im Gegensatz dazu stehen «introvertierte» Personen, die dazu neigen, ruhiger, zurückhaltender und nachdenklicher zu sein. Sie ziehen Energie aus der Zeit alleine oder in kleineren, ruhigeren sozialen Settings und können sich in großen Gruppen oder bei übermäßiger sozialer Interaktion überfordert fühlen.

Die Mischung macht’s

Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten Menschen nicht ausschließlich extrovertiert oder introvertiert sind. Das ist eine schwarz-weiß-Betrachtung, eine Statistik und auch eine Definitionsfrage. 

Vielmehr können sich Menschen irgendwo zwischen diesen beiden Extremen bewegen. Auffällig ist aber, und das wurde in Studien von Mihály Csíkszentmihályi bewiesen, dass vor allem Kreative beide Extreme miteinander vereinen (können). Dies wird auch das Introversion-Extroversion-Spektrum genannt. Das vielleicht mal zur Theorie.

Sind kreative Menschen eher introvertiert?

Kreativ und achtsam sein.

Introvertierte Menschen drücken sich oft nonverbal aus, z.B. in über Kunst, Design, Musik, Schreiben oder ein anderes kreatives Mittel. (Foto: rawpixel.com, Freepik)

Kreativ arbeitende Menschen werden nicht selten von anderen als »extrovertiert», also sozial aktiv, gesprächig, bestimmt, energisch, dominant, enthusiastisch und abenteuerlustig wahrgenommen. Das liegt vielleicht daran, weil sie ihre Werke und damit einen »Teil von sich« der Öffentlichkeit präsentieren, was Nicht-Kreativschaffende vielleicht weniger tun (müssen). 

Diese Beobachtung machst Du bei Dritten vielleicht auch, die Dir dieses Bild von Dir selbst widerspiegeln, während Du denkst, dass Du eigentlich das Gegenteil von extrovertiert bist. 

Ob Kreative aber tatsächlich extrovertiert sind oder nur die Rolle der öffentlichen Person (Künstler*in, Schauspieler*in, Musiker*in, Autor*in etc.) einnehmen, wissen nur sie selbst.

Wie sieht es bei Dir aus? Wie würdest Du Dich beschreiben?

Ich bin mir sicher, jede*r (extrovertierte) Kreative kennt auch Phasen der Introvertiertheit, zum Beispiel in (Idee-)Findungsphasen, im kreativen Flow (Arbeits- und Schaffensprozess), nach großen Ereignissen oder in schwierigen sozialen Momenten.

Kreativ Berufe und das Introversion-Extroversion-Spektrum

Die Beobachtung von gleichzeitiger Extra- und Introvertiertheit habe ich des öfteren bei Schauspieler*innen gemacht, die ich persönlich kennenlernen durfte. Auf der Bühne extrovertiert, waren sie dann im privaten Kennenlernen fast schüchtern, in jedem Fall zurückhaltend(er). Sie erzählten mir, dass sie als Kinder eher Einzelgänger*innen waren, zu schüchtern, um auf andere Kinder zuzugehen. Und dass die Schauspielerei ihnen in ihrer persönlichen Entwicklung geholfen habe, weil sie sich durch sie trauen konnten, aus sich heraus zu gehen. Das alles mit der Entschuldigung, dass dies ja ein Schau-Spiel sei, sie nicht sich selbst darstellten, sondern eine Figur.

Betrachte ich eine andere Branche, wie die Literatur, kenne ich hier viele Beispiele von Autor*innen, die beide Pole vereinen. Im Schreibprozess eher einzelgängerisch, allein, fokussiert und ausdauernd mit ihrem Buchprojekt, veranstalten Sie aber nach der Veröffentlichung hervorragende Lesungen, erfreuen das Publikum mit ihrer Live-Darbietung erfreuen und sind sehr gesellige Menschen, mit denen ich mich gern umgebe und austausche.

Bin ich introvertiert?

Ich selbst war früher meeeeega introvertiert. Noch im Studium wollte ich nicht auffallen. Oft fühlte ich mich nicht gut genug und die anderen hatten so viel Talent, dass ich mich zurückzog und nicht zugehörig fühlte.

Dank meiner Illustratorinnengruppe „Tatendrang“ hat sich das dann aber im Laufe der Zeit geändert, ich würde sogar sagen, es hat sich um 180 Grad gedreht. Mit der Gruppe konnte ich plötzlich mir selbst sicherer sein. Außerdem hatten wir Ziele und Pläne, die wir erreichen wollten. Dafür mussten wir öffentlich sichtbar werden und selbstbewusst auftreten.

Tatendrang-Design

„Tatendrang-Design“ waren Meike, Tonia, Eva, Roberta und Anne-Luise (Foto: © Tatendrang-Design, 2005)

Durch das Proben dieser Situationen stellte ich fest, dass mein extrovertiertes Verhalten die gewünschte Wirkung zeigte. Menschen nahmen uns wahr, interagierten mit uns, nahmen uns ernst und wir wurden die, die wir sein wollten: erfolgreiche Gestalterinnen und Illustratorinnen. Damit wuchs auch das Selbstbewusstsein und der Schlüssel zur Extrovertiertheit, die ja irgendwie Mittel zum Zweck war.

Unsicherheit macht mich introvertiert

Heute bin ich selten introvertiert. Meistens in Situationen, in denen ich neu bin und mich dementsprechend unsicher fühle. Oder wenn ich schlechte Vibes aufnehme und mich in meinem Umfeld nicht wohlwollend aufgenommen fühle, sondern mir eher Unverständnis und Misstrauen entgegenschlägt. Dann bin ich plötzlich wieder die unsichere Studentin, die sich Fehl am Platz fühlt und an ihren Fähigkeiten zweifelt. Kennst Du das auch?

Diesen Artikel schreibe ich vor allem für die, die gern mehr extrovertiert wären, aber aktuell noch öfter introvertiert handeln und sich nicht trauen – und das nicht optimal finden. Fühlst Du Dich angesprochen? Dann möchte ich Dir sagen: Es ist total okay wie Du bist. Und es ist auch gut, vorsichtig zu sein, um nicht verletzt zu werden. Der Vorteil am Introvertiertsein ist außerdem: Du kennst Dich selbst total gut! Nur Du weißt, was Du magst und was nicht, und wovor Du Respekt hast. Und Du kannst sehr gut über Dich und andere reflektieren und Dich gut konzentrieren, wenn Du allein bist. Überhaupt kannst Du das Alleinsein mit Dir sehr genießen. Eine Fähigkeit, die nicht viele haben!

Doch Du kannst Dir gern mehr zutrauen. Ich wette, Du bist viel talentierter, produktiver, ideenreicher und professioneller als Du denkst. Und gute Nachricht: Extrovertiertsein kann man trainieren. Du kannst das üben, wenn Du magst.

Deine heutige Impulsaufgabe

Beobachte Dich mal von außen (als wärst Du ein* externe*r Beobachter*in Deiner selbst): Wann hast Du extro- und wann introvertierte Momente in der Kreativarbeit? Und bist Du in diesen Situationen mit Dir im Reinen oder möchtest Du eigentlich anders reagieren und somit etwas an Deinem Verhalten ändern?

Wenn Du gern mehr extrovertiert reagieren würdest, dann kannst Du das vor solchen Situationen üben! Du kannst das allein zuhause vor dem Spiegel oder mit einer Kamera üben.

Eine weitere Möglichkeit ist auch hier ein Sparringspartner*in, also eine Person Deines Vertauens. Mit ihr übst Du die Situation, bei der Du zukünftig extrovertiert auftreten möchtest. Sie kann Dir direkt Feedback geben und Sie kann Dir helfen, Tipps geben, Dein Spiegel sein, Dein Probepublikum, Dein Probekunde.

Du könntest auch ein Kommunikationstraining oder einen Workshop besuchen, um deine sozialen Fähigkeiten und Dein Verhandlungsgeschick zu verbessern.

Arbeite an Deinem Selbstvertrauen, Deiner Selbstakzeptanz und Deinem Selbstwertgefühl. Wenn du selbstbewusster bist, fällt es dir leichter, dich in sozialen Situationen zu engagieren.

In kleinen Dosen

Du musst nicht sofort eine extrovertierte Person werden. Beginne mit kleinen Schritten, indem du dich in weniger einschüchternden sozialen Situationen übst. Gehe zum Beispiel mal zu einer Netzwerkveranstaltung, vor der Du Dich bisher gescheut hast. 

Netzwerken mit Illustratoren

Netzwerken kann auch entspannt sein: Zum Beispiel bei einem Zeichenstammtisch in einer Kneipe (Foto: © Roberta Bergmann)

Achte weiterhin darauf, genügend Zeit für dich selbst zu haben, um deine Energie wieder aufzuladen. Introvertierte brauchen nämlich oft mehr Zeit allein, um sich wohlzufühlen und entspannt zu sein.

Also, prüfe doch einfach mal in den nächsten Wochen, wann bist Du, Deiner Meinung nach gern introvertiert, wann „zu introvertiert“ und übe Dich dann darin, dies mit oder ohne Hilfe zu verbessern!

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass Introversion kein negativer Aspekt der Persönlichkeit ist, sondern einfach eine andere Art und Weise, wie kreative Menschen wie Du Energie tanken und soziale Interaktionen erleben. Introvertiert zu sein ist wie gesagt völlig normal und diese Persönlichkeitsausprägung sollte auch von jedem so akzeptiert werden inklusive Dir selbst. Wenn Du aber gern extrovertierter sein möchtest, gibt es Möglichkeiten, wie du deine sozialen Fähigkeiten verbessern und dich in sozialen Situationen wohler fühlen kannst. 

Das Ideal wäre, sich in sozialen Situationen so zu verhalten, wie es am besten zu deiner Persönlichkeit und Dir passt, anstatt dich zu zwingen, jemand zu sein, der du nicht bist.

Also hör da genau auf Dich und was sich gut anfühlt!

Das war mein 39. Impuls für Dich!

Wenn Du noch Fragen dazu hast, schreib mir gern an oder sprich mir bei Speakpipe eine Sprachnachricht ein. Ich freue mich in jedem Fall über Feedback von Dir zu dieser speziellen Aufgabe! Lass mich wissen, ob dieser Impuls etwas mit Dir gemacht hat!

 


Diesen Blogartikel als Podcastfolge anhören

Und hier kommt die Impuls #39-Podcastfolge zum direkten Nachhören:

Der kreative Flow von Roberta Bergmann

 

 

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