Michaela Müller und Tabea Heinicker, Autorinnen des Buches "Schöne Post"

Tabea Heinicker & Michaela Müller im Interview: Gemeinsam kreativ

Heute möchte ich Dir anhand von zwei tollen kreativen Frauen das Thema „gemeinsam kreativ arbeiten“ näher bringen!

Mit jemanden zusammen kreativ zu sein, hat Vor- und Nachteile. Ich kenne beide Varianten und weiß beide (!) sehr zu schätzen. Gerade wenn Du anfängst professionell kreativ zu arbeiten, kann ein Sparringspartner, ein Kreativbuddy oder eine Kooperation mit einem oder einer Gleichgesinnten total wertvoll sein. Mehr Infos dazu gibt es auch in meinem Buch „Kopf frei für den kreativen Flow“ (Seite 72–73, Kreativrezept #21: Sparringspartner), zu finden hier im Blog-Shop.

Kooperativ kreativ: zu zweit aus dem Vollen schöpfen

Viel Spaß beim Lesen des folgenden Interviews mit Tabea Heiniker und Michaela Müller, die gerade ihr erstes gemeinsames Kreativbuch „Schöne Post – Papeterie gestalten mit Handschrift spielen, Postkunst austauschen“ im Haupt Verlag herausgebracht haben.

Buchcover "Schöne Post" von Tabea und Michaela

Buchcover „Schöne Post“ von Tabea und Michaela

Hallo Ihr beiden, stellt Euch doch mal vor!

Tabea: Hallo Roberta, schön, dass du uns zum Plausch eingeladen hast! Ich bin selbstständige Designerin, lebe im Osten auf dem Land und ich liebe es, an kreativen Konzepten zu arbeiten. Mein Herz schlägt für die Handschrift und für Buchstaben, ich binde mir meine Künstlerbücher gerne selbst und nehme mir täglich Zeit zum Schreiben.

Michaela: Ach von mir ein Hallo, ich bin als freiberufliche Grafikdesignerin seit fast 25 Jahren selbstständig lebe und arbeite in der Papierstadt Bergisch Gladbach vor den Toren Kölns. Auf meinen Blog Müllerin Art, den ich seit zehn Jahren regelmäßig mit kreativem Input füttere, kann ich meine freie gestalterischen Ideen ausleben und andere Menschen zum Kreativsein inspirieren. Daraus haben sich Workshops, mein Müllerin Art Studio und mittlerweile drei Bücher ergeben.

Wie habt Ihr Euch kennengelernt und warum seid Ihr gemeinsam kreativ?

Michaela: Wir haben uns über unsere Blogs kennengelernt, im echten Leben wären wir uns wahrscheinlich nie über den Weg gelaufen. Bergisch Gladbach und Geringswalde liegen mehr als 500 km auseinander. Tabea behauptet, ich war ihre erste Blog-Leserin. Wir waren gestalterisch und farblich immer auf einer Wellenlänge und haben große Freude daran, gemeinsam Konzepte für kreative Aktionen auszutüfteln.

Was ist der Vorteil vom gemeinsamen, kreativen Arbeiten?

Tabea: Wenn man so unterschiedlich ist, wie Michaela und ich, kann sich jede auf ihrem Gebiet verwirklichen. Unsere Arbeiten und Herangehensweisen ergänzen sich sehr gut und oft baut die eine auf dem Konzept der anderen auf. Dass dies eine sehr besondere Arbeitsweise ist, ist uns bewusst. Wir vertrauen einander und freuen uns über die Leichtigkeit des kreativen Hin und Hers. Dadurch, dass wir uns in den wesentlichen Punkten einig sind, arbeiten wir zügig und können es uns erlauben an gewissen Stellen detailverliebt zu sein.

Michaela: Da wir beide meist alleine an unseren Schreibtischen sitzen, freuen wir uns über unsere virtuelle Bürogemeinschaft. Wir tauschen uns meist täglich aus und kommen im gemeinsamen Ping-Pong-Spiel über Mail oder Whatsapp zu viel besseren Ideen, als eine allein. Wobei wir die kreativen Projekte gar nicht unbedingt gemeinsam machen, eher das organisatorische und planerische drumherum.

Mood-Arbeitstisch von Tabea Heinicker

Tabeas Mood-Tisch (im Buch „Schöne Post“ auf Seite 54/55) aus eigenen Skizzenbüchern und Arbeiten. Kreativer Flow durch Selbstbefruchtung.

 

Erzählt mal was von Eurem ersten gemeinsamen Sachbuch: Wie war so der Schreibprozess zu zweit?

Michaela: Es war ja nicht nur ein gemeinsamer Schreibprozess, sondern auch ein Gestaltungsprozess, da wir beide gemeinsam das Buch konzipiert, fotografiert und layoutet haben.

Wie macht man zu zweit ein Buch?

Michaela: Für die Gestaltung haben wir uns vorher zusammen gesetzt und ein Grundlayout entworfen, Farben, Schriften, Raster, Bildgrößen festgelegt. In dem Rahmen konnte jede dann selbstständig arbeiten. Wir haben die Kapitel aufgeteilt und jede war inhaltlich und gestalterisch für ihre eigenen Projekte zuständig. Die groben Inhalte und Projekte haben wir vorher abgesprochen, dann der anderen aber alle Freiheit in der Umsetzung gelassen. Trotz der einheitlichen Rahmenbedingungen sieht man den Kapiteln genau an, von wem es kommt. Kurz vor Abgabe haben wir uns dann wieder getroffen, alles zusammengesetzt und Lücken gefüllt.

Während Michaela ihre Illustrationen mit dem Computer gezeichnet hat, griff Tabea zu Feder und Tusche. Hier Brieflayout-Varianten (im Buch "Schöne Post" auf Seite 59)

Während Michaela ihre Illustrationen mit dem Computer gezeichnet hat, griff Tabea zu Feder und Tusche. Hier Brieflayout-Varianten (im Buch auf Seite 59)

 

Wart Ihr Euch immer einig oder gab es Diskussionen und Kompromisse?

Michaela: Ja, klar gab es Diskussionen, das geht gar nicht anders. Insofern ist es nicht leichter, ein Buch zu zweit zu schreiben, trotz der Hälfte des Inhalts. Der Abstimmungsbedarf war groß und hat viel Zeit gebraucht. Aber meist haben wir gemeinsam eine bessere Lösung gefunden, als es allein möglich gewesen wäre.

Wie lange habt Ihr an dem Buch geschrieben?

Michaela: Es waren gut 1,5 Jahre. Tabea hatte die Idee zum Buch im Frühjahr 2019, da war mein zweites Buch „Stoff trifft Papier“ noch nicht im Druck. Wir haben dann im Frühsommer 2019 richtig angefangen. Einige Projekte fielen dann in die dunkle Jahreszeit, in der das Fotografieren nicht so leicht war. Oft haben wir uns morgens über den Wetterbericht ausgetauscht: „Gibt es heute gutes Licht für Fotos?“. Wir fotografieren beide am liebsten bei Tageslicht und das ist im Winter nur sehr eingeschränkt möglich.

Die Briefe im Buch sind alle echt. Um keinen Blindtext verwenden zu müssen, hat sich Tabea was lustiges ausgedacht: Sie schreibt einen Brief an den Brief, an die Linie, an den Zeilenfall, … (Brief im Buch auf Seite 59)

Die Briefe im Buch sind alle echt. Um keinen Blindtext verwenden zu müssen, hat sich Tabea was lustiges ausgedacht: Sie schreibt einen Brief an den Brief, an die Linie, an den Zeilenfall, … (Brief im Buch auf Seite 59)

 

Was macht Ihr noch so gemeinsam kreativ?

Tabea: Seit vielen Jahren organisieren Michaela und ich das Post-Kunst-Werk. Dreimal im Jahr planen wir kreative Postkarten- und Brief-Projekte. Wir geben den Rahmen vor, denken uns ein Thema aus, schlagen eine bestimmte künstlerische Drucktechnik vor und stellen ein Anmelde-Tool auf unsere Webseite. Wer möchte, kann teilnehmen, wunderschöne Post gestalten und sie an die Teilnehmerinnen schicken. Natürlich erhält man selbst auch feine Post und hat eine sehr angenehme Gemeinschaft mit den anderen Teilnehmerinnen! Neben dem Kreativ sein und Planen, gibt es auch viel per Social-Media und Blog zu kommunizieren. Die Arbeit ist vielseitig und umfangreich, es ist gut, dies nicht alleine zu tun. Wenn eine von uns mal nicht kann, springt die andere ein.

Michaela, wie kommst Du am besten in den kreativen Flow?

Michaela: Am liebsten in meinen Skizzenbüchern, darin kann ich einfach so frei arbeiten, mit Collagen, Zeichnungen, Notizen und Drucken. Es fällt mir leichter in den Flow zu kommen, wenn es nicht zielgerichtet ist, kein Auftrag oder Kunde dahinter steht. Wenn ich Papier oder Stoff mit meinen Mustern bedrucke, finde ich meist kein Ende, bis der ganze Boden bedeckt ist.

Im Buch stecken sehr viele Inspirationen, um gemeinsam kreativ zu sein. Hier entsteht Briefpapier (Seiten 163/164), in dem altes Pinselwasser über einen Bogen Papier gegossen wird.

Im Buch stecken sehr viele Inspirationen, um gemeinsam kreativ zu sein. Hier entsteht Briefpapier (Seiten 163/164), in dem altes Pinselwasser über einen Bogen Papier gegossen wird.

Jetzt Du, Tabea, wie kommst Du am besten in den kreativen Flow?

Tabea: Indem ich meine eigenen Ressourcen anzapfe und ganz bei mir bleibe. Als Kreative stand ich mir früher selbst im Weg, mit meinem Drang nach Perfektionismus und immer neuen Ideen. Heute stehe ich zu meiner Art und Weise. Ich liebe meine Skizzenbücher und den ersten unmittelbaren Strich. Meine Handschrift ich mein Gedankenflow. Ich suche nicht mehr nach Ideen, sondern frage mich, was liegt gerade auf der Hand.

Habt Ihr Vorbilder?

Tabea: Ich bin da im letzten Jahrtausend hängen geblieben, in der Schule gab es quasi nichts anderes als Picasso und Van Gogh. Seit dem ich mich vor Vorbildern und fremden Inspirationen hüte, bin ich im eigenen Flow. Ich fühle mich mit kreativen Kolleginnen verbunden, bewundere ihre eigenen Wege, den Mut, die Weise.

Michaela: In der Kunstgeschichte hat mich der Expressionismus sehr geprägt. Schon als Jugendliche liebte ich Macke und Klee und habe das gerade in letzter Zeit beim Besuch von verschiedenen Ausstellungen wieder gemerkt.

Was sind Eure nächsten kreativen Pläne?

Tabea: Ich werde stricken, nähen, schreiben, eine Schublade bauen, immer wieder Bücher binden und darüber nachdenken, welche Buchprojekte ich angehen möchte. Ich träume von Bilderbüchern. Und Ideen für weitere Fachbücher sind auch noch da …

Michaela: Ich mache erstmal Buchpause, das habe ich mir vorgenommen. Dann hoffe ich, dass die kreativen Workshops in meinem Studio langsam wieder losgehen. Das gemeinsame echte Kreativsein vor Ort ist online einfach nicht zu ersetzen. Und dann gibt es ja auch bald wieder die Adventspost!

Danke für Eure Zeit!

Hast Du noch Fragen an Michaela und Tabea? Dann schreib sie gern hier in die Kommentare oder besuche die beiden auf ihren Instagram-Accounts: Michaela bei Instagram und Tabea bei Instagram

Willst Du auch mal „gemeinsam kreativ“ arbeiten? Denk gern mal drüber nach! Vielleicht konnten Dir die beiden kreativen Frauen ein Vorbild sein.
Zum Abschluss habe ich noch eine kleine Umfrage für Dich:

Kannst Du Dir vorstellen, zusammen mit anderen kreativ zu arbeiten?

Danke, dass Du abgestimmt hast.

Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung.

4 Kommentare
  • Claudia Huboi
    Erschienen am 10:15h, 28 September Antworten

    Liebe Roberta,
    herzlichen Dank für dieses Interview, ich freue mich immer über die unterschiedlichsten Themen und Stilrichtungen, die du aufgreifst. Da paddelt man nicht immer nur gefühlt im eigenen Süppchen …
    Und Dank an Michaela und Tabea für die Einblicke.

    Claudia winkt ringsum!

    • Roberta
      Erschienen am 10:38h, 28 September Antworten

      Liebe Claudia, danke für das Feedback! Das freut mich sehr, sehr, sehr! Liebe Grüße von Roberta

  • Melanie Mezera
    Erschienen am 12:20h, 01 Oktober Antworten

    Hallo Roberta,

    ich kenne Tabea und Michaela und habe schon 2 x an Post-Kunst-Projekten teilgenommen.
    Dieses gemeinsame an einer Idee arbeiten und sich gegenseitig damit Freude bereiten, finde ich einfach großartig.

    Im Rahmen deiner Challenge ist mein erstes eigenes Schnecken-Post-Kunst-Projekt zum Thema „Farben sammeln“ entstanden.

    https://www.magenta-maltherapie.at/2020/09/14/schnecken-post-kunst-farben-sammeln/

    Danke für die Motivation 🙂

    liebe Grüße
    Melanie

    • Roberta
      Erschienen am 13:32h, 01 Oktober Antworten

      Hallo Melanie,
      das ist ja toll! Freue mich, dass sich hier die Communities mischen (von „Post-Kunst-Werk“ und „Der kreative Flow“).
      Ich finde es außerdem sehr schön, dass Du bei meiner Fokus-Challenge „Starte Dein Kreativprojekt“ bei Instagram im September 2020 mitgemacht hast und das sowas Schönes entstanden ist!
      Freue mich auch über Dein „Danke“ und ja, motivieren mache ich seehehr gern (vielleicht auch, weil ich früher selten von anderen ermutigt wurde, Neues und Kreatives auszuprobieren!).
      Liebe Grüße von Roberta

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