Franziska Walther Portrait

Franziska Walther im Kurzinterview

Heute stelle ich Dir die Illustratorin und Multikreative Dr. Franziska Walther in meiner kleinen Interviewreihe vor!

Außerdem hatte ich sie auch zum Thema „Portfolio“ in meinem Podcast zu Gast: Die 72. Podcastfolge kannst Du am Ende des Interviews direkt hier im Blog anhören (oder überall, wo es Podcasts gibt)!

1. Wer bist Du und was machst Du?

Meine Name ist Franziska Walther, ich bin Designerin, Illustratorin, Buchautorin, Dozentin und Host des Portfolio-Podcasts.

Im Bereich Design gestalte ich Bücher und unterstütze Unternehmen in ihrer Markenentwicklung.

Als Illustratorin zeichne ich Bilder für Geschichten, hauptsächlich für den Bereich Jugendbuch.

Franziska Walther "Portfolio Podcast"

Seit 2022 ist Franziska Podcast-Host von „Der Portfolio-Podcast“ (Grafik: Franziska Walther)

Gleichzeitig schreibe ich auch selbst und habe mich da in den letzten Jahren in verschiedenen Genres ausgetobt. Meine für mich aktuell wichtigsten Bücher sind mein Sachbuch »Die gute Mappe: Dein Weg zu einem überzeugenden Portfolio und kreativer Selbstbestimmung« (Dpunkt, 2021), die Graphic Novel »Werther reloaded« (kunstanstifter, 2016) und mein Bilderbuch »Hoch hinaus« (kunstanstifter, 2018).

Franziska Walther – Hoch hinaus

Franziskas Bilderbuch „Hoch hinaus“, erschienen im Kunstanstifter Verlag (Foto: Franziska Walther)

2. Wie ist es dazu gekommen, dass Du Illustratorin geworden bist?

Vor meinen Designstudium habe ich Architektur studiert und auch ein Jahr in Shanghai in einem Architekturbüro gearbeitet. Es hat mich Mut gekostet, nach dem abgeschlossenen Architektur-Studium noch einmal von vorne zu beginnen. Gleichzeitig war von Tag 1 meines Designstudiums klar, dass ich endlich da bin, wo ich eigentlich schon immer hin wollte.

Vor der Illustration hatte ich trotzdem ein wenig Angst. Einfach, weil mir das Illustrieren so wichtig und damit die Angst vor dem Scheitern größer war. Deshalb habe ich in den ersten Semestern einen großen Bogen darum gemacht.

Glücklicherweise hat in der Mitte meines Studiums Jutta Bauer einen Lehrauftrag an der Bauhaus-Universität übernommen. Ihr Kurs hieß »Die Nase des Buches« und ging um Buchcover. Warum genau, weiß ich gar nicht mehr, aber das Thema hat mich irgendwie gecatcht – ich hab mich für den Kurs beworben, wurde genommen und hab angefangen, meine ersten Bilder für Bücher zu zeichnen.

Mit diesem Kurs bin ich im Weimarer Illustrationsuniversum angekommen und habe ganz tolle Kommilitonen*innen kennengelernt, die damit in mein Leben getreten sind: Ina Hattenhauer, Olivia Vieweg, Alexander von Knorre, Joëlle Tourlonias, Stefanie Reich und Stefanie Jeschke, um nur einige aus der Weimarer Blase zu nennen.

Das war ein inspirierendes Umfeld und dass ich Teil davon war, hat mir Mut gemacht, weiterzumachen.

Franziska Walther "Werther reloaded"

Doppelseite aus Franziska Walthers Graphic Novel „Werther reloaded“, erschienen im Kunstanstifter Verlag. (Foto: Franziska Walther)

3. Gibt es Rituale bei Dir, um in den kreativen Flow zu kommen?

Ich zeichne jeden Tag. Dabei erlaube ich mir, dass diese tägliche Zeichnung schnell, ohne Vorzeichnung und gern auch mal hässlich sein darf.

Es ist eine tägliche Übung gegen Perfektionismus und für einen lebendigen Strich. Außerdem ist es auch eine Art Tagebuch.

Franziska Walther Illustration

(alle Bilder: Franziska Walther)

4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?

Trau dich, Fehler zu machen.

Fehler zu machen ist ein integraler Bestandteil von Lernen. Dadurch kannst du wachsen und besser werden.

5. Worum gehts in Deinem Buch „Die gute Mappe“?

Franziska Walther – Die gute Mappe

Franziskas Sachbuch „Die gute Mappe“ ist ein Leitfaden für Kreative zum Thema „Portfolio“. (Foto: Franziska Walther)

»Die gute Mappe« zeigt einen Weg auf, wie Illustrator*innen und Designer*innen mit wirksamer Akquise Aufträge akquirieren. Und es ist gleichzeitig eine Ermutigung, den eigenen Träumen und Visionen Raum zu geben – denn diese sind der Antrieb für die kreative Schaffenskraft.

6. Du berätst andere Kreative bei Ihrem Portfolio? Welche vermeidbaren „Fehler“ fallen Dir immer wieder auf?

Die wenigsten Kreativen sind klar positioniert. Die meisten laufen los, nehmen den ersten Auftrag an, dann den zweiten und den dritten … und drei Jahre später werden sie auf einmal für Dinge beauftragt, die sie eigentlich nie machen wollten.

Ohne klare Positionierung bestimmt der nächste Auftrag die Richtung. Mit einer klaren Positionierung bestimmt man selbst, wo es hingeht. Und dieses Gefühl von Selbstbestimmung ist wichtig, um langfristig die Freude am Beruf zu kultivieren.

Auch sehe ich in vielen Portfolios die Tendenz, viel zu viel zu zeigen. Auch das ist meist einer schwammigen Positionierung geschuldet. Denn oft steckt dahinter der Gedanke, dass sich die Auftraggeber*innen das aussuchen sollen, was sie brauchen. Doch viel sinnvoller ist es, selbst zu entscheiden, was man wem anbietet. Und dabei hilft eine knackige Bildselektion.

7. Hast Du kreative Vorbilder? (Nenne gern zwei-drei und beschreibe deren Arbeit und was Du daran toll findest.)

Eine meiner großen Heldinnen ist die finnische Malerin, Illustratorin und Autorin Tove Jansson. Sie ist die Erfinderin der Mumins. An Tove Janssons Arbeiten schätze ich, dass ihre Figuren alle ganz menschliche Schwächen haben, aber diese mit ganz viel Wohlwollen und Humor so akzeptiert werden wie sie sind. Und auch wenn in ihren Geschichten oft ganz ernste, philosophische Fragen gestellt werden, erzählt Tove Jansson diese mit einer großen Leichtigkeit.

Tove Jansson Portrait

Tove Jansson 1956 mit ihren Mumins-Figuren. (Foto: Reino Loppinen / Lehtikuva, Public domain, via Wikimedia Commons)

Von den eher zeitgenössischen Kolleg*innen schätze ich zum Beispiel die Arbeit von Christoph Niemann. Ich mag seine Art, wie er die Welt sieht: immer mit einer gewissen Neugierde und Offenheit. Die erkennt man jedes mal, selbst wenn er mal wieder »ganz tief in der stilistischen Werkzeugkiste gekramt hat«.

8. Gibt es etwas Negatives in Deinem Leben, aus dem Du etwas ganz Positives machen konntest? Was war das?

Ich bin in meinem Leben schon durch einige Krisen gegangen. Momente, in denen der Weg vor mir im Düsteren lag und es mir wirklich nicht gut ging. Im Nachhinein kann ich sehen, dass ich aus diesen Krisen, so schwer sie in dem Moment waren, auf der anderen Seite mutiger, selbstbestimmter und lebendiger herausgekommen bin. Durch die Krisen bin ich mehr bei mir angekommen, weiß durch sie besser, wer ich bin. Und ich spüre durch sie eine große Dankbarkeit für das Leben und meinen eigenen Weg.

9. Was ist in Finnland ganz anders als in Deutschland?

Franziska Walther in Finnland.

Franziska im finnischen Winter! (Foto: privat, Franziska Walther)

Finnland ist ja jetzt schon seit drei Jahren mein Zuhause. Ich mag die Menschen und wie friedlich und freundlich hier alle miteinander umgehen. Und ich mag die Natur. Finn*innen sind ja angeblich im Wald am glücklichsten. Das geht mir auch so.

Was definitiv anders ist als in Deutschland sind die Jahreszeiten. Die Kontraste sind einfach viel größer. Der finnische Sommer ist kurz, hell und duftet nach Heu, Kiefernharz und Flieder (der hier erst im Juni blüht). Der finnische Winter ist lang, dunkel und friedlich und alle treffen sich in der Sauna, um danach im Eisloch ein paar Runden zu schwimmen.

Franziska Walther im finnischen Wald.

Franziska ist gern im finnischen Wald unterwegs. (Foto: Alexander Lembke)

Und sobald der Schnee da ist, ist die Dunkelheit auch kein Problem mehr. Auch mag ich hier in Finnland diese stille Absprache, jedem Menschen genug Raum zu geben. Im Bus oder in der Sauna kann man sich zum Beispiel darauf verlassen, dass der Platz neben einem frei bleibt, so lange das irgendwie möglich ist. Das liegt nicht an der Schüchternheit, die Finn*innen ja nachgesagt wird. Abstand halten und andere nicht stören ist hier das Mittel der Wahl, um sich freundlich gegenüber seinen Mitmenschen zu verhalten.

10. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade (oder was sind Deine neuesten kreativen Pläne)?

Aktuell schreibe ich zwei Bücher: ein neues Sachbuch zum Thema Stil und eine Coming-of-Age-Geschichte – mit Mädchen und Ponys.

Danke für das Gespräch, liebe Franziska!

Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Franziska Walther und mir anzuhören.


Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Franziska Walther in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir die 72. Podcastfolge direkt anhören:
Cover Podcast "Der kreative Flow"

 

 

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