25 Nov Impuls #50: Die Angst vor dem weißen Blatt
Der heutige Impuls und Blogartikel möchte ich mit Dir über die Angst vor dem weißen Blatt sprechen und wie Du sie überwinden kannst.
Alle weiteren Impulse, die Dich aktiv kreativ(er) machen, findest Du übrigens hier auf dem Blog.
Diese Angst ist nicht ungewöhnlich
Die Angst vor dem weißen Blatt, also die Angst vor dem Anfang eines neuen Projektes, ist bei kreativen Menschen tatsächlich weit verbreitet – ganz gleich, ob es um Schreiben, Kunst, Musik oder Design geht. Diese Art von Blockade hat oft mit der hohen Erwartungshaltung an das eigene kreative Schaffen und mit der Unsicherheit vor dem noch unbekannten Weg zu tun.
Meine persönliche Angst-Erfahrung
Ich kenne diese Angst nur zu gut – die Angst vor dem weißen Blatt, vor dem ersten Schritt. Anstatt einfach loszulegen, bleibe ich noch vor Beginn oft in einem lähmenden Zustand stecken, wie ein geblendetes Reh auf der Kreuzung.
Ich habe kein Problem damit, Dinge zu Ende zu bringen – ich liebe es sogar, ein fertiges Werk in den Händen zu halten. Doch dieser Anfang, dieses erste Wort, die erste Linie – das ist der schwerste Schritt. Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat, aber ich habe mal gehört, dass der erste Schritt der schwerste ist und danach wird jeder weitere Schritt einfacher. Das trifft zu 100% auf mich zu.
Und so prokrastiniere ich, verschiebe den Start, bis die Unruhe in mir zu einem zermürbenden Druck wird. Ich suche nach Ausreden, finde sogar die banalsten Aufgaben reizvoller, als den Stift zu heben oder die erste Idee zu skizzieren. Na gut, das hat den positiven Effekt, dass ich auch mal die Wohnung aufräume, Wäsche wasche und den Haushalt erledige.
Dabei weiß ich, dass dieser Moment des Unbehagens vergeht, sobald ich einfach mit der eigentlichen Aufgabe anfange. Aber fast jedes Mal, vor allem wenn es ein neues großes Projekt ist, kämpfe ich wieder mit mir.
Es wird besser …
Dennoch kann ich auch sagen, dass ich gelernt habe, mich auzutricksen und zu diesem ersten Schritt zu zwingen, mich zu überwinden, anzufangen. Immerhin mache ich das schon mehr als zwei Jahrzehnte. Welche Schritte mir helfen, verrate ich Dir im heutigen Impuls.
Vorher noch zwei Anekdoten, damit Du Dich nicht allein fühlst und von denen Du sogar etwas für Dich lernen kannst:
Van Gogh und sein Trick, die Angst zu umgehen
Denn auch große Künstler kennen dieses Problem. Van Gogh kämpfte oft mit Zweifeln und Angst, besonders bei seinen frühen Arbeiten. Trotz seines unglaublichen Talents war er häufig unsicher, ob er seine Ideen so umsetzen konnte, wie er es sich vorstellte. Es gibt zahlreiche Briefe an seinen Bruder Theo, in denen er seine Ängste, Zweifel und Frustrationen beschreibt.
Eine spezifische Geschichte dazu ist van Goghs Respekt vor dem weißen Blatt – der Angst, wie er einen neuen Versuch beginnen soll, ohne zu wissen, ob das Resultat seinen Erwartungen entspricht. Um diese Angst zu überwinden, entwickelte er eine Methode, die er als „Nachahmung und Übung“ beschrieb. Van Gogh begann oft damit, die Werke anderer Meister nachzuahmen, um sich von der Blockade zu lösen und seine Ideen in Bewegung zu bringen. Statt sofort das „eigene“ Werk zu erschaffen, erlaubte er sich, frei zu experimentieren, ohne das Gefühl zu haben, dass es „perfekt“ sein müsse.
Seine Briefe an Theo zeigen, dass er das „Dranbleiben und Machen“ als wichtigstes Mittel gegen die lähmende Angst sah. Van Gogh schrieb: „Wenn man eine Stimme in sich hört, die sagt: ‚Du kannst nicht malen‘, dann male um Gottes willen weiter, und diese Stimme wird verstummen.“ Dieses Zitat zeigt, dass er die Angst zu besiegen versuchte, indem er kontinuierlich und ohne Perfektionsanspruch weiterarbeitete.
Pablo Picasso und sein Falsch-Malen-Methode
Eine weitere bekannte Anekdote über die Angst vor dem Anfang stammt von Pablo Picasso. Er war bekannt für seine Schaffenskraft, doch auch Picasso stand häufig vor der Herausforderung, seine kreativen Ideen in Gang zu bringen, besonders bei seinen komplexeren Projekten und in Phasen, in denen er sich neu erfinden wollte.
Eine berühmte Geschichte erzählt, dass Picasso sich oft bewusst „falsch“ ans Werk machte, wenn er vor einem leeren Blatt saß oder sich überfordert fühlte. Wenn er mit einem neuen Bild begann und keine klare Idee hatte, wo er anfangen sollte, malte er oft absichtlich eine Linie oder Form, die ihm unlogisch oder sogar „falsch“ erschien. Dieser unkonventionelle Ansatz half ihm, die Vorstellung von Perfektion zu umgehen und stattdessen seine Intuition zu nutzen, um seine Kreativität zu entfachen.
Picasso erklärte diese Technik sinngemäß mit den Worten: „Man sucht nicht, man findet.“ Er meinte damit, dass das Suchen nach einer perfekten Idee oder einer klaren Vorstellung oft blockiert, während das spontane Machen neue Ideen hervorrufen kann.
Durch diese provokativen, scheinbar „falschen“ ersten Schritte brachte er sich in eine kreative Dynamik, die es ihm ermöglichte, das Bild zu einem völlig neuen Ausdruck zu entwickeln.
Diese Anekdote verdeutlicht, dass Picasso sich dem Anfang durch das Loslassen eines konkreten Plans und durch spielerisches Ausprobieren näherte – ein Ansatz, der vielen Kreativen helfen kann, die Angst vor dem Beginn eines neuen Projekts zu überwinden.
Impulsaufgabe „Angst vor dem weißen Blatt“
Beschäftige Dich in den nächsten Wochen einmal näher mit Deiner Angst vor dem weißen Blatt bzw. der Angst vor dem Anfangen: Probiere einmal die folgenden Tipps aus, um Deine Angst zu überwinden und ins Machen zu kommen:
1. In kleinen Schritten starten
Statt sofort das gesamte Projekt zu überblicken, fang mit winzigen Schritten an. Vielleicht skizzierst du nur die Grundidee, machst eine Farbpalette oder schreibst einen einzigen Satz auf. Diese kleinen Schritte reduzieren das Gefühl der Überwältigung und helfen, langsam in das Projekt hineinzufinden.
2. Den Perfektionismus loslassen
Der Anspruch, gleich zu Beginn etwas Großartiges schaffen zu müssen, verstärkt die Angst. Erlaube dir, den ersten Schritt bewusst roh und unvollkommen zu gestalten – sei es ein grober Entwurf, eine Skizze oder eine Sammlung unstrukturierter Gedanken. In dieser Phase zählt das Machen, nicht die Qualität.
3. Zeit für Planung und Brainstorming
Oft fällt der Anfang schwer, weil das Projekt diffus und unklar erscheint. Nimm dir bewusst Zeit für einen „Vorbereitungsprozess“: Brainstorme Ideen, entwickle Mindmaps oder eine einfache Struktur. Planen schafft Orientierung und vermittelt das Gefühl, dass man das Projekt besser in der Hand hat.
4. Ein Ritual vor dem Start etablieren
Ein kleines Ritual – wie das Organisieren des Arbeitsplatzes, das Hören bestimmter Musik oder ein kurzer Spaziergang – kann den Beginn eines Projekts erleichtern und als Anker dienen. Es signalisiert dem Gehirn: Jetzt ist es Zeit für Kreativität.
5. Visualisiere das fertige Projekt
Visualisiere das Endergebnis deines Projekts und den Moment, in dem du es stolz abschließen wirst. Diese Vorstellung kann motivieren und Ängste mindern. Es geht nicht darum, das fertige Werk perfekt zu sehen, sondern eher, das Gefühl des Erfolgs vorwegzunehmen.
6. Schaff einen Prototyp oder Dummy
Bei komplexen Projekten kann ein „Dummy“ helfen. Dieser Prototyp ist eine vereinfachte Version des Projekts – eine grobe Skizze, ein schneller Mix der Melodie, ein Mock-up des Designs. So schaffst du einen Startpunkt, mit dem du bereits arbeiten kannst, ohne gleich den vollen Anspruch zu haben.
7. Die Angst bewusst hinterfragen
Frage dich, was dich wirklich am Anfang blockiert: die Angst, dass es misslingen könnte? Die Sorge, dass es nie so gut wird, wie du es dir vorstellst? Wenn du diese Ängste benennen und reflektieren kannst, verlieren sie oft an Macht. Es kann helfen, sie aufzuschreiben oder sogar laut auszusprechen.
8. Einen „Bad Start“ erlauben
Die Erlaubnis, bewusst schlecht anzufangen, kann befreiend sein. Versuch es als Spiel: Wie würde das Projekt aussehen, wenn du es absichtlich verpfuschen wolltest? Diese Umkehrung der Angst vor einem schlechten Anfang schafft oft eine lockere Atmosphäre, in der echte Kreativität sprudeln kann.
9. Mit anderen sprechen
Ein Austausch mit anderen Kreativen über die Anfangshürde kann entlastend wirken. Oft ermutigt uns das Wissen, dass viele mit ähnlichen Ängsten zu kämpfen haben, und Gespräche können Ideen oder neue Ansätze für den Start inspirieren.
10. Den Weg als Prozess betrachten, nicht das Ergebnis
Wenn man ein Projekt als Prozess und nicht nur als Endprodukt sieht, wird der Druck gemildert. Kreativität ist eine Reise mit Höhen und Tiefen, die oft Umwege und Experimente braucht, um zu reifen. Die Freude an dieser Entwicklung kann ein starkes Gegengewicht zur Angst vor dem Anfang sein.
Indem du einen dieser Tipps für dich ausprobierst und dich auf den Prozess und nicht das Endergebnis konzentrierst, kannst du deine Blockade in Angriff nehmen und den kreativen Flow wieder in Gang bringen. Das Wichtigste ist, dass du den ersten Schritt machst – und sei er noch so klein. Denn Du hast heute gelernt: Der erste Schritt ist der Schwerste, den muss man machen, danach wird es leichter!
Das war mein 50. Impuls für Dich!
Wenn Du noch Fragen dazu hast, schreib mir gern an oder sprich mir bei Speakpipe eine Sprachnachricht ein. Ich freue mich in jedem Fall über Feedback von Dir zu dieser speziellen Aufgabe! Lass mich wissen, ob dieser Impuls etwas mit Dir gemacht hat!
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