
14 Okt. Impuls #48: Skizzenbuch-Routine
Der heutige Impuls und Blogartikel möchte ich mit Dir über eine Skizzenbuch-Routine sprechen, die ich lange nicht hatte. Und was es mit mir gemacht hat, seit ich täglich in mein Skizzenbuch zeichne!
Alle weiteren Impulse, die Dich aktiv kreativ(er) machen, findest Du übrigens hier auf dem Blog.
Was ist eine Skizzenbuch-Routine?

Das bin ich mit einem meiner Skizzenbücher aus dem letzten Jahr 2023. (Foto: Roberta Bergmann)
Du fragst Dich vielleicht, warum ich diese beiden Begriffe gekoppelt habe: Skizzenbuch und Routine. Nun, weil ich glaube, dass sie sich bedingen und zwar aus eigener Erfahrung. Jahrelang hatte ich nämlich gar keine Routine im Skizzenbuchführen mit dem Ergebnis, dass ich haufenweise schöne Skizzenbücher anfing, aber bereits beim Start blockiert war.
Ich hatte das Gefühl, ich bin einfach nicht fähig ein Skizzenbuch zu führen, so wie andere Kreative um mich herum.
Das hat mich so sehr frustriert, dass ich es bereits in den ersten Jahren meines Studiums aufgegeben habe, in ein Skizzenbuch zu zeichnen und stattdessen ein Notizbuch hatte, in welches ich schrieb, aber kaum skizzierte.
Entstanden mal Skizzen, dann auf losen Blattsammlungen. Es fühlte sich schon immer wieder frustrierend an, denn innerlich spührte ich den Wunsch nach einer Skizzenbuch-Routine. Ich wusste nur nicht, wie ich diese finden sollte.
Wie ich anfing, ein Skizzenbuch zu führen
Tatsächlich änderte sich das mit zum ersten Mal mit meinen ersten Illu-Jobs als Freiberuflerin. Ich gewöhnte mir an, meine Skizzen in EIN Buch zu zeichnen und nicht immer lose Blätter zu nutzen.
Hier war der Vorteil, dass ich auch nach Jahren, die Skizzen und fertigen Zeichnungen wiederfand, weil ich sie nicht in irgendwelchen Mappen suchen musste. Ich schaute einfach in meinen A4-Büchern nach. Die Jahreszahlen schrieb ich auf den Rücken der Bücher.
Das war mein Ordnungssystem für den Anfang. Allerdings wurden diese Bücher nicht oft genutzt, ich hatte nicht Unmengen von Illustrationsaufträgen, machte in den ersten Jahren oft auch Grafikdesign und Fotojobs, sodass ein Skizzenbuch auf dem Rücken oft mehrere Jahreszahlen hatte.
Was Corona mit meiner Skizzenbuch-Routine zu tun hatte

Tägliches Aktzeichen, wochentags 25 Minuten vor dem Beginn der Arbeit (Foto & Skizzenbuch: Roberta Bergmann)
All das änderte sich in einer nächsten Phase, die mich tatsächlich zum richtigen Skizzenbuch-Junkie oder Crack machen sollte. Es war während Corona, als ich unbedingt eine tägliche Kreativ-Routine brauchte, um überhaupt klar zu kommen und nicht verrückt zu werden bei all der Unsicherheit die Corona in der Anfangszeit mit sich brachte.
Ich startete zusammen mit einer Zeichengruppe auf Discord eine tägliche Aktzeichen-Routine.
Ich habe schon mehrfach davon im Podcast berichtet, daher werde ich hier nicht nochmal weit ausholen.

Aktzeichnen in eins meiner Skizzenbücher während Corona in 2022. (Foto: Roberta Bergmann)
Nur so viel, dank dieses täglichen Zeichnens füllten sich die Skizzenbücher schneller als ich kucken konnte. Statt bisher ein Skizzenbuch für 1-3 Jahre zu führen, verschliss ich binnen eines Jahres 4-5 Bücher, alle voll mit Zeichnungen.
Anfangs fast nur die erwähnten Aktzeichnungen, doch je länger meine Routine anhielt, desto öfter nahm ich mein Skizzenbuch auch mit auf Reisen, mit nach Draußen, mit ins Atelier, mit auf Veranstaltungen (während Corona auch viele Online-Veranstaltungen, bei denen ich zuhörte und mitzeichnete).
Was ein Skizzenbuch mit Deiner kreativen Identität zu tun hat
Ein Skizzenbuch zu führen ist mehr als nur eine künstlerische Übung – es ist eine Reise in die Tiefen Deiner Kreativität, ein Werkzeug zur Selbstreflexion, eine Hilfstellung, um sich an Ereignisse in Deinem Leben zu erinnern und eine wundervolle Möglichkeit zu persönlichem Wachstum. Es hilft Dir Deine kreative Identität besser kennenzulernen und immer weiter zu entwickeln. Lies dazu gern in mein neues Sachbuch „Kreative Identität und Selbsterkenntnis“ rein.

Roberta Bergmann „Kreative Identität und Selbsterkenntnis“ (Foto: Verlag Hermann Schmidt Mainz, 2024)
Vorteile, wenn Du ein Skizzenbuch führst
Ein Skizzenbuch ist ein analoger oder digitaler Raum, in dem Deine Kreativität frei fließen kann. Es gibt keine Regeln oder Erwartungen, was in ein Skizzenbuch gehört, was es zu einem perfekten Ort macht, um neue Ideen auszuprobieren und kreative Techniken zu erforschen.
Regelmäßiges Skizzieren kann Dir wirklich helfen, kreative Blockaden zu überwinden und neue Wege des Denkens zu eröffnen.
Es ist ein Ort, an dem Fehler willkommen sind und oft zu den besten Entdeckungen führen. Ein Skizzenbuch ist total privat und Du musst es niemandem zeigen.
Es wird Dein Spiegel und Dein Tagebuch werden, was Du nicht mehr missen willst. Dein Skizzenbuch dokumentiert Deine persönlichen und künstlerischen Entwicklungen.
Beim Durchblättern älterer Seiten kannst Du Fortschritte erkennen und Dich an frühere Gedanken und Ideen erinnern. Diese Reflexion kann ermutigend wirken und Dir helfen, die eigene künstlerische Reise besser zu verstehen. Es ist ein wertvolles Werkzeug, um zu sehen, wie sich Dein eigener Stil und die eigenen Interessen im Laufe der Zeit verändert haben.
Dein Skizzenbuch dient außerdem als kontinuierliches Trainingsfeld, auf dem Du Deine Zeichenfähigkeiten verbessern kann. Wie bei jeder anderen Fähigkeit erfordert auch das Zeichnen Übung. Und im Skizzenbuch lässt sich hervorragend üben, wenn Du einmal die Scheu vor Fehlern abgelegt hast.
Durch das regelmäßige Zeichnen wirst Du mit der Zeit sicherer im Umgang mit verschiedenen Materialien und Techniken. Diese ständige, ja bestenfalls tägliche Übung hilft Dir dabei, Deinen eigenen Stil zu entwickeln und immer mehr zu verfeinern.
Ein Skizzenbuch ist ein großartiger Ort, um flüchtige Ideen festzuhalten, die sonst verloren gehen könnten. Es ermöglicht Dir das Anlegen einer Sammlung von Inspirationen aus Deiner Umgebung, sei es durch Beobachtung, fotografischen Vorlagen, aus der Fantasie zu arbeiten oder Deine Gedanken aufs Blatt zu bringen.
Diese Sammlung kann später als Deine Referenz oder Ausgangspunkt für größere Projekte dienen. Ein Skizzenbuch bewahrt die spontanen Einfälle, die oft die Grundlage für großartige Werke sind. Tatsächlich hätte ich das anfangs auch nicht gedacht. Aber immer öfter nehme ich aktuell meine Skizzenbücher zur Hand, blättere sie durch und greife mir Dinge für Werke heraus, die dann auf Papier oder Leinwand entstehen.
Weniger Stress durch eine Skizzenbuch-Routine
Nicht zu unterschätzen ist eben auch der Stressabbau, der mit dem Zeichnen und dem kreativen Gestalten einhergeht. Auch etwas, was mir vor Corona gar nicht bewusst war.
Zeichnen und Skizzieren sind therapeutische Aktivitäten, die helfen können, Stress abzubauen und Emotionen zu verarbeiten.
Das Führen eines Skizzenbuchs bietet Dir eine Möglichkeit, Gedanken und Gefühle auszudrücken, die schwer in Worte zu fassen sind. Es ist ein sicherer Raum, um inneres Chaos zu ordnen und zur Ruhe zu kommen.
Viele Menschen, egal ob beruflich oder nur hobbymäßig kreativ, finden im kreativen Prozess eine Form der Meditation, die ihnen hilft, sich zu entspannen und zu zentrieren. Das Skizzieren kannst Du auch als Achtsamkeitsmethode sehen.
Die Arbeit im Skizzenbuch fördert Deine Achtsamkeit, da es die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment lenkt. Wenn Du zeichnest, konzentrierst Du Dich intensiv auf das Objekt oder die Idee vor Dir und das hilft Dir auch, Dich von den alltäglichen Sorgen zu lösen. Diese Form der Achtsamkeit kann dazu beitragen, Deine Wahrnehmung zu schärfen und die Wertschätzung für die kleinen Details im Leben zu erhöhen.
Entwickle Deine kreative Stimme und visuelle Sprache weiter mit dem Skizzenbuch
Und nicht zuletzt in einer Welt, in der visuelle Kommunikation immer wichtig war und sein wird, ist die Fähigkeit, Ideen visuell darzustellen, von großem Vorteil. Ob in der Kunst, im Design, in der Architektur oder in anderen kreativen Bereichen – die Fähigkeit, Gedanken und Konzepte visuell zu kommunizieren, ist unerlässlich. Ein Skizzenbuch hilft Dir dabei, diese Fähigkeit zu entwickeln und zu verbessern.

Kreative Tätigkeiten fördern Deine Achtsamkeit, so auch das Skizzenbuchführen. (Foto: rawpixel.com, Freepik)
Ich fasse nochmal zusammen: Ein Skizzenbuch zu führen ist eine lohnende Praxis, die weit über das bloße Zeichnen hinausgeht. Es ist ein Werkzeug zur Förderung der Kreativität, zur Verbesserung der Zeichenfähigkeiten, zur Dokumentation von Ideen, zum Stressabbau und zur emotionalen Verarbeitung. Es fördert die Achtsamkeit, ermöglicht persönliche und künstlerische Reflexion und stärkt die visuelle Kommunikation.
Wenn Du das jetzt alles gehört hast, bleibt nur noch die Frage: Warum nicht heute beginnen und sehen, wohin die kreative Reise führt? Hier kommt Deine heutige Impulsaufgabe:
Deine Impulsaufgabe: Deine Skizzenbuch-Routine
Entwickle eine Skizzenbuch-Routine, um deine kreativen Fähigkeiten zu fördern, Ideen zu dokumentieren und Achtsamkeit zu üben. Da es heißt, dass man zur Verstätigung einer Routine 21 Tage braucht, würde ich Dich bitten zu versuchen, ein neues Skizzenbuch anzufangen und mindestens 21 Tage täglich mindestens einmal darin zu zeichnen. Im folgenden gebe ich Dir ein paar Vorschläge, wie das konkret aussehen könnte:
– Du könntest mit einer Naturstudie beginnen: Gehe nach draußen und wähle ein natürliches Objekt (Pflanze, Blatt, Stein, etc.). Verbringe 20 Minuten damit, dieses Objekt genau zu beobachten und zu skizzieren. Achte auf Details wie Struktur, Form und Schatten.
– Wähle ein Zeichenmedium, das du selten benutzt (z.B. Aquarellfarben oder Marker). Verbringe nun 30 Minuten damit, verschiedene Techniken mit diesem Medium auszuprobieren. Erstelle mehrere kleine Skizzen, um die Möglichkeiten des Mediums zu erkunden. Nenn es Experiment (höre Dir dazu gern Impulsfolge #47 an!)
– Wähle ein Zitat oder eine Passage aus einem Buch, das dich inspiriert. Skizziere und illustriere eine visuelle Interpretation dieses Textes. Verbringe 30 Minuten damit, deine Gedanken und Gefühle zu dem Text abzubilden. Vielleicht entwickelst Du einen Character oder Du malst eine Szene oder stellst, wenn es sich um ein kurzes Zitat handelt dieses in einem Lettering im Skizzenbuch da!
– Du machst es wie ich und schaust mal bei einem Live-Aktzeichnen vorbei oder besuchst die Seite Croquis.cafe mit der ich immer Aktzeichne. Sie enthält über 500 Aktvideos, aus denen Du wählen kannst, um verschiedene Posen eines Modells abzuzeichnen.
– Du kannst Dein Skizzenbuch auch zu Veranstaltungen mitnehmen und dort zeichnen. Aber das erfordert etwas mehr Mut in der Öffentlichkeit zu zeichnen, weil man öfter darauf angesprochen wird oder Leute einem über die Schulter schauen möchten. Entscheide selbst, ob Du das möchtest. Ansonsten übe einfach für Dich allein Zuhause oder an einem ruhigen Ort.
Ich möchte Dich ermutigen, wirklich eine Regelmäßigkeit auszuprobieren. Wenn Du es einige Zeit gemacht hast, wirst Du automatisch dranbleiben! Ich wünsche Dir viel Spaß mit diesem Impuls und freue mich auch über Feedback von Dir dazu!
Das war mein 48. Impuls für Dich!
Wenn Du noch Fragen dazu hast, schreib mir gern an oder sprich mir bei Speakpipe eine Sprachnachricht ein. Ich freue mich in jedem Fall über Feedback von Dir zu dieser speziellen Aufgabe! Lass mich wissen, ob dieser Impuls etwas mit Dir gemacht hat!
Diesen Blogartikel als Podcastfolge anhören
Und hier kommt die Impuls #48-Podcastfolge zum direkten Nachhören:
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