26 Sep Warum ein gutes Portfolio so wichtig ist: Ein Leitfaden für Kreative
Immer wieder werde ich gefragt, ob man ein Portfolio braucht und wie man es erstellt. Ich arbeite seit 20 Jahren freiberuflich als Gestalterin und Illustratorin. In dieser Zeit habe ich Kund*innen auf unterschiedlichsten Wegen gewonnen, auch durch meine Portfolios.
Ich empfehle Dir die 37. Podcastfolge. Hier geht es auch um das heutige Thema! Du kannst die Folge direkt am Ende des Artikels anhören oder überall, wo es Podcasts gibt.
Mein persönlicher Weg zum Erfolg
Der Anfang meiner Selbstständigkeit
Wie ich im Podcast berichtete, habe ich mich 2005 mit meiner Firma und vier anderen Illustratorinnen als «Tatendrang-Design» selbstständig gemacht. Wir besuchten Messen, vor allem Buchmessen, erst als Besucherinnen, dann als Ausstellerinnen. In Frankfurt und Leipzig hatten wir eigene Stände und präsentierten unsere Arbeiten.
Das ungewöhnliche Portfolio-Format
Auf den Messen hatten wir immer ein Portfolio dabei – ein DIN-A3-Poster, das zu einem DIN A6-Heft gefaltet werden konnte. Es war auffällig gestaltet und diente als große Visitenkarte, die wir bei den Lektoren am Stand ließen. Unsere handlichen Portfolio-Bücher waren eine praktische Alternative zu den großen Mappen anderer Aussteller.
Der eigene Messestand
Mit unserem eigenen Stand präsentierten wir ein begehbares Portfolio: illustrierte Hefte, Bücher, Postkarten, Magnete, Taschen, Buchdummies und einzelne Illustrationen. Der eigene Stand ermöglichte uns auch den Verkauf unserer Produkte, wodurch wir die Standmiete schnell wieder drin hatten und sogar Plus machten. So wurden wir von den Lektorinnen und Lektoren wahrgenommen, die auf der Suche nach neuen Talenten und Mitbringseln waren.
Der direkte Kundenkontakt
Wenn ich keinen Standdienst hatte, zog ich mit meinem handlichen Portfolio oder Buchdummies selbst los und sprach Verlage an. Wie mein Portfolio aussah, was darin war und wie ich ins Gespräch mit Lektoren kam, erzähle ich später genauer. Jedenfalls war das der Anfang meiner Freiberuflichkeit und ja, so kam ich auch an Auftraggeber.
Warum ein Portfolio für Deine Selbstständigkeit so wichtig ist
1. Deine Visitenkarte und Dein Schaufenster
Dein Portfolio zeigt potenziellen Kunden, was Du zu bieten hast. Sie beurteilen, ob Du zu ihnen passt und ob ihr ins Geschäft kommen könnt.
2. Deine Eintrittskarte in die Geschäftswelt
Ein gutes Portfolio öffnet Dir Türen zu neuen Märkten, Kooperationen, Netzwerken und natürlich zu neuen Kunden.
3. Kommunikation und Angebot
Dein Portfolio erklärt visuell, was Du willst, wie Du arbeitest und ein Stückweit auch, wer Du bist. Es bietet einen nonverbalen Eindruck Deiner Arbeit.
4. Kommunikationsstarter
Mit einem Portfolio hast Du einen Grund, um den ersten Schritt der Kontaktaufnahme zu gehen. Es erleichtert den Einstieg in Gespräche mit potenziellen Kunden.
5. Unterstreichung Deines Könnens und Deiner Expertise
Ein sehr gutes Portfolio spricht für sich und Dich. Es hilft, Dich als professionell und vielleicht sogar als Experte auf Deinem Gebiet zu präsentieren.
Wie lege ich mir ein Portfolio an? – Ein umfassender Leitfaden
Ein gut gestaltetes Portfolio ist entscheidend für Deinen Erfolg als Kreativer. Es zeigt potenziellen Kunden Deine Fähigkeiten und ist ein wichtiges Werkzeug, um neue Aufträge zu gewinnen. Hier sind die Schritte und Tipps, die Du beachten solltest, um ein beeindruckendes Portfolio zu erstellen.
1. Vorbereitung und Planung
Ziele definieren
Zielgruppe identifizieren: Überlege, für wen das Portfolio bestimmt ist. Sind es potenzielle Kunden, Agenturen oder Arbeitgeber?
Ziele festlegen: Was möchtest Du mit Deinem Portfolio erreichen? Neue Kunden gewinnen, eine bestimmte Branche ansprechen oder Deine Marke stärken?
Auswahl der Arbeiten
Qualität über Quantität: Wähle nur Deine besten Arbeiten aus. Es ist besser, weniger Werke zu zeigen, die dafür aber alle erstklassig sind.
Vielfalt zeigen: Zeige eine Bandbreite Deiner Fähigkeiten und Stile, aber achte darauf, dass sie zusammenpassen und ein kohärentes Bild ergeben.
2. Struktur und Aufbau
Inhaltsverzeichnis
Übersichtlichkeit: Ein klar strukturiertes Inhaltsverzeichnis hilft dem Betrachter, sich schnell zurechtzufinden.
Einleitung
Kurze Vorstellung: Ein kurzer Abschnitt über Dich, Deine Ausbildung, Erfahrung und Spezialgebiete. Halte es prägnant und relevant.
Projekte und Arbeiten
Projekte klar darstellen: Stelle jedes Projekt mit einem kurzen Text vor, der die Zielsetzung, Deine Rolle und den Entstehungsprozess beschreibt.
Visuelle Darstellung: Hochwertige Bilder Deiner Arbeiten sind essenziell. Achte auf gute Auflösung und professionelle Präsentation.
Kontaktinformationen
Einfach auffindbar: Deine Kontaktdaten sollten leicht zu finden sein. Idealerweise am Anfang und Ende des Portfolios.
3. Gestaltung und Layout
Konsistentes Design
Einheitlicher Stil: Verwende durchgehend das gleiche Layout, Farben und Schriftarten. Es sollte professionell und gut lesbar sein.
Weißraum nutzen: Achte darauf, ausreichend Weißraum zu lassen, damit das Portfolio nicht überladen wirkt.
Typografie
Leserlichkeit: Wähle eine gut lesbare Schriftart und achte auf ausreichende Schriftgröße.
Kombinationen: Verwende maximal zwei bis drei verschiedene Schriftarten, um Konsistenz zu gewährleisten.
Bilder und Grafiken
Hohe Qualität: Nutze nur hochauflösende Bilder. Schlecht aufgelöste oder unscharfe Bilder machen einen schlechten Eindruck.
Bildunterschriften: Kurze Beschreibungen unter den Bildern können zusätzliche Informationen und Kontext bieten.
4. Digitale und physische Portfolios
Digitales Portfolio
Webseite erstellen: Eine eigene Webseite ist ideal, um Deine Arbeiten professionell zu präsentieren. Nutze Plattformen wie Behance, Dribbble oder spezielle Portfolio-Webbuilder.
PDF-Portfolio: Eine PDF-Version ist praktisch für E-Mails und digitale Bewerbungen. Achte auf Dateigröße und Kompatibilität.
Physisches Portfolio
Druckqualität: Lass Dein Portfolio in hoher Qualität drucken. Verwende gutes Papier und achte auf professionelle Bindung.
Handliche Größe: Wähle ein Format, das leicht zu transportieren ist, aber Deine Arbeiten gut zur Geltung bringt (z.B. DIN A4 oder DIN A3).
5. Inhaltliche Tipps für Dein Portfolio
Klare Kommunikation
Kurz und prägnant: Halte die Beschreibungen kurz und auf den Punkt. Lange Texte können abschreckend wirken.
Aktualität: Achte darauf, dass Dein Portfolio immer auf dem neuesten Stand ist. Entferne alte oder irrelevante Arbeiten.
Feedback einholen
Externe Meinungen: Hol Dir Feedback von Kollegen, Mentoren oder Freunden ein. Sie können Dir wertvolle Hinweise geben, wie Dein Portfolio wirkt und was verbessert werden kann.
6. Formale Aspekte
Rechtliche Hinweise
Urheberrechte: Stelle sicher, dass Du die Rechte an den Arbeiten hast, die Du zeigst. Kläre im Zweifel die rechtlichen Aspekte.
Datenschutz: Bei Kundenprojekten achte darauf, keine vertraulichen Informationen preiszugeben.
Fehlerfreiheit
Korrekturlesen: Lasse Dein Portfolio auf Rechtschreib- und Grammatikfehler überprüfen. Fehler wirken unprofessionell.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel Mut und Lust machen, an Deinem Portfolio zu arbeiten. Es ist ein wesentlicher Bestandteil Deiner Selbstständigkeit und ein Schlüssel zu Deinem Erfolg.
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zu meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #37 zum Thema „Portfolio“ direkt anhören:
Coverfoto: © Brooke Cagle, Unsplash
Noch keine Kommentare.