11 Nov Nadine Bieg im Kurzinterview
Heute stelle ich Dir die Gestalterin und Kreative Nadine Bieg in meiner kleinen Interviewreihe vor.
Sie war außerdem mein Gast in Folge 99 meines Podcasts. Die Folge findest Du am Ende des Interviews (oder überall, wo es Podcasts gibt)!
1. Wer bist Du und was machst Du?
Ich heiße Nadine Bieg und ich bin Illustratorin, Künstlerin und Designerin. Ich habe eine Faible für Stempel, Buchstaben und starke Kontraste, verlasse das Haus nicht ohne Skizzenbuch und liebe die Abwechslung. Unter dem Namen konfettirausch teile ich meine Ideen und Inspirationen in Form von Online-Workshops und Guides mit anderen Kreativinteressierten.
Als Designerin und Illustratorin arbeite ich zudem für Firmen und biete diverse kreative Dienstleistungen an wie zum Beispiel künstlerische Content Creation.
2. Woher kommt Deine Leidenschaft fürs Malen und Zeichnen?
Kreativ unterwegs war ich schon immer. Der Fokus hat sich nur immer mal wieder geändert. So richtig gestartet bin ich tatsächlich mit der Fotografie, dann kam im Designstudium die Typografie hinzu und nun geht es seit einiger Zeit stark Richtung Illustration und Kunst.
Wer weiß, ob ich die Route bald wieder anpasse? Früher habe ich mich deswegen immer sehr gestresst gefühlt. Mittlerweile habe ich gelernt, dass Kreativität viele Formen haben kann und es mir gut tut, meinem Drang nachzugehen und ggfs. einen vermeintlichen Umweg einzuschlagen.
3. Gibt es Rituale bei Dir, um in den kreativen Flow zu kommen?
Ich brauche keine langen Anläufe und viel an Vorbereitung. Was ich aber brauche, ist Ruhe, Raum um mich ausbreiten zu können und Zeit. Am besten funktioniert das für mich abends, wenn keine Anrufe, Emails mehr reinkommen und ich weiß, dass ich theoretisch unbegrenzt arbeiten kann.
Mit zwei kleinen Kindern ist das nicht mehr ganz so einfach, aber dennoch gibt es nichts Schöneres als einen Abend inklusive Nacht vor mir zu haben, der nur mir und der Kreativität gehört.
4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?
Es ist okay, verschiedene kreative Richtungen einzuschlagen und zu erforschen. Das sieht nach außen nicht unbedingt linear aus, aber das muss es auch nicht und kann dir völlig egal sein.
Denn eigentlich zählt nur, dass du den Spaß nicht verlierst und nicht auf der Stelle trittst. Also, kauf die Kamera, meld dich zum Buchbindeworkshop an, probier dich an der Spitzfederkalligrafie, töpfere deine eigene Kaffeetasse und arbeite dich in in Fontsoftware und professionellen Videoschnitt ein.
5. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade?
Meine Pläne sind groß und die Liste lang. Die Zeit ist der limitierende Faktor wie bei so vielen. Projekte wie die „Nette Palette“ oder die „Mixed Media Madness“-Events laufen kontinuierlich weiter, aber wir haben ein paar strategische und inhaltliche Änderungen angedacht. Da freue ich mich drauf.
Auch in meinem Shop unter konfettirausch sind neue digitale Produkte und Formate in Vorbereitung. Im nächsten Jahr möchte ich den Fokus vom Shop etwas zurücknehmen und mehr Zeit in freie künstlerische Projekte investieren und aktiv Akquise im Illustrationsbereich angehen.
6. Warum bist Du so begeistert von Stempeln, dass Du dazu sogar ein Buch geschrieben hast?
Im Studium hatte ich die Möglichkeit Handsatz auszuprobieren, und ich war direkt Feuer und Flamme. Die Kombination von Buchstabenformen mit dem Handwerk und der daraus resultierenden haptisch erfahrbaren Schrift mit Textur hat mich direkt in den Bann gezogen.
Als ich die Uni verlassen habe, habe ich nach Möglichkeiten gesucht, diese Technik weiterhin für mich nutzen zu können. So bin ich beim Stempeldruck gelandet, und ich habe erste eigene Alphabete geschnitzt.
Ich mag Stempelschnitzen und das Drucken damit deshalb so gerne, weil es einfach und schnell umsetzbar ist, es ist nicht teuer und man arbeitet mit den Händen. Was gibt es Besseres?
7. Hast Du kreative Vorbilder, wer oder was inspiriert Dich?
Ich gehe sehr gerne ins Museum und schaue mir moderne Fotografie Ausstellungen an. Da kann ich von ausgehen, dass ich sehr inspiriert aus dem Museum komme.
Die Werke von Fotograf:innen wie Jacob Holdt, Alec Soth, William Eggleston, Philipp Lorca diCorcia, Wolfgang Tillmanns, Nan Goldin und Stephen Shore beindrucken mich sehr.
Ich bin fasziniert von den Kompositionen, den Farbstimmungen der Bilder und mag natürlich, dass die Bilder Geschichten auf ihre ganz eigene und berührende Weise erzählen. Tatsächlich würde ich jede Fotoausstellung einer Gemäldeausstellung vorziehen.
8. Du bist ja viel umgezogen. Hast sich dadurch Dein kreatives Schaffen verändert? Macht es einen Unterschied, wo man lebt, wenn man kreativ ist?
Ja, die vielen Umzüge hatten Auswirkungen auf meine Arbeitsweise und die Richtungen, die ich eingeschlagen habe. Ganz konkret habe ich mich beispielsweise von meinem Shop mit physischen Produkten verabschiedet, als wir in die Niederlande umgezogen sind. Hauptsächlich war es mit den hohen Versandkosten ein praktischer Grund. Es war risikoreich, aber hat mir im Nachhinein sehr viel Zeit erspart oder geschenkt, die ich in meine künstlerische Entwicklung stecken konnte. Ich bin froh, dass ich den Mut dafür aufgebracht habe.
Aber auch räumlich gesehen, musste ich mich und meine Arbeit durch die Umzüge viel anpassen. Zu Studiumszeiten hatte ich einen Atelierraum, der mir auch geistig viel Ruhe gegeben hat. Von da in ein kleines Arbeitszimmer zu ziehen war nicht ganz so leicht. Und von dort nochmal ins Wohnzimmer zu ziehen (aufgrund von familärer Veränderungen, Kinder etc.) war ebenfalls eine Herausforderung.
Automatisch habe ich weniger künstlerisch handwerklich gearbeitet und mehr Design- und Computerarbeit gemacht.
Jetzt gerade bin ich dabei in einen großen Atelierraum umzuziehen und freue mich sehr darauf Platz für meine Ideen und kreativen Abenteuer zu haben.
Und dann bin ich außerdem der festen Überzeugung, dass die direkte Umgebung auch viel mit einem macht. Den Haag ist eine wunderschöne Stadt mit den schönsten Stränden vor der Tür und vielen grünen Oasen.
Auch wenn ich urbane Strukturen mag, bin ich deutlich inspirierter hier in den Niederlanden durch meine direkte Wohnumgebung als im grauen Ruhrgebiet beispielsweise (versteht mich nicht falsch: ich liebe das Ruhrgebiet und die Menschen dort!).
9. Auf welches Projekt, das Du verwirklicht hast, bist Du besonders stolz?
Im Grunde gibt es nicht das eine Projekt, worauf ich besonders stolz bin. Und wenn es eins gäbe, wäre es wahrscheinlich eine Seite im Skizzenbuch oder ein Werk in meiner Schublade, dass nie jemand gesehen hat.
Aber ich bin sehr stolz darauf, wo ich momentan mit konfettirausch und meinem Illustrationsbusiness stehe.
Ich bin sehr froh und dankbar darüber, dass die Vielseitigkeit und die Ideen ein virtuelles Zuhause auf meinen Webseiten gefunden haben, dass dort alles zusammen läuft und es Sinn ergibt.
Und ich bin sehr glücklich darüber, dass meine Community meine Ideen so annimmt, meine Produkte kauft und mich unterstützt und feiert. Überhaupt nicht selbstverständlich und manchmal glaube ich auch, dass ich am Träumen sein muss.
Danke für das schöne Gespräch, liebe Nadine!
Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Nadine und mir anzuhören.
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Nadine Bieg in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #99 direkt anhören:
Cover: © Andrea Kiesendahl
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