
17 Feb. Impuls #53: Nische oder Allrounder
Im heutigen Impuls und Blogartikel zum Thema „Nische oder Allrounder“ zeige ich Dir die Vor- und Nachteile auf, sich entweder spitz oder breit im Kreativmarkt zu positionieren.
Alle weiteren Impulse, die Dich aktiv kreativ(er) machen, findest Du übrigens hier auf dem Blog.
Die Gretchenfrage für selbständige Kreative
Soll ich mich spezialieren und wenn ja, in welcher Nische möchte ich arbeiten. Oder stelle ich mich breit auf, biete meinen Kund*innen ein Allround-Angebot, sodass ich mehrere Standbeine habe.
Das Thema heute «Nische oder Allrounder» ist wohl eine der Gretchenfragen, wenn man einen kreativen Beruf ergreift.
Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, und die richtige Entscheidung hängt oft von Deinen persönlichen Zielen, Marktanforderungen und Deinen eigenen Stärken ab. Ich hab mir ein paar Gedanken gemacht. Schauen wir uns das mal genauer an.
Vorteile einer Spezialisierung (Nische)
1. Klare Positionierung
Wenn Du Dich auf eine Nische fokussierst, kannst Du Dich als Experte oder Expertin auf diesem Gebiet etablieren. Kund*innenen, die genau diese Expertise suchen, werden auf Dich aufmerksam und vertrauen darauf, dass Du ihre spezifischen Probleme lösen kannst.
2. Höherer wahrgenommener Wert / mehr Wertschätzung
Spezialist*innen werden oft als wertvoller angesehen, was sich in höheren Honoraren niederschlagen kann. Wer beispielsweise auf medizinische Illustration spezialisiert ist, kann gezielt in diesem Bereich arbeiten und sich von allgemeinen Illustrator*innen abheben.
3. Effizienzsteigerung
Durch die Fokussierung auf ein bestimmtes Thema oder einen Stil entwickelst Du Routine und kannst Projekte schneller und effizienter abschließen, ohne Dich in verschiedenen Disziplinen einarbeiten zu müssen.
4. Stärkere Zielgruppenbindung
Wenn Du eine spezifische Zielgruppe ansprichst, entsteht oft eine engere Verbindung. Du verstehst deren Bedürfnisse besser und kannst gezieltere Angebote schaffen, die exakt auf diese Gruppe zugeschnitten sind.
Nachteile einer Spezialisierung (Nische)
1. Eingeschränkte Flexibilität
Wer sich zu stark spezialisiert, könnte in schwierigen Zeiten, wenn die Nachfrage in der gewählten Nische sinkt, Probleme bekommen. Beispielsweise kann eine Krise in einer bestimmten Branche die Auftragslage erheblich beeinträchtigen.
2. Monotonie
Der kreative Prozess lebt oft von Vielfalt. Sich ständig mit ähnlichen Themen oder Stilen zu beschäftigen, kann auf Dauer ermüdend sein und Deine eigene Kreativität einschränken.
3. Gefahr der Marktsättigung
In einer kleinen Nische gibt es weniger Platz. Wenn der Markt von anderen Spezialist*innen dominiert wird, kann es schwierig sein, Fuß zu fassen oder zu wachsen.
Der spitz aufgestellte Spezialist

Erik Spiekermann bei der Arbeit an einer Korrex Andruckpresse (Foto © Norman Posselt, von der Webseite von Spiekermann)
Ein gutes Beispiel für einen weltweit bekannten und erfolgreichen Spezialisten ist z.B. Erik Spiekermann. Er ist ein herausragender Spezialist im Bereich Typografie. Spiekermann ist Mitbegründer der renommierten Font-Schmiede MetaDesign und hat ikonische Schriftarten wie FF Meta und ITC Officina entworfen. Durch seinen kompromisslosen Fokus auf Typografie und Schriftgestaltung hat er sich als international anerkannter Experte etabliert, dessen Arbeiten nicht nur funktional, sondern auch wegweisend für modernes Design sind.

Die Arbeit von Typograf Erik Spiekermann ist typisch für die Entscheidung zu Nische auf dem Kreativmarkt. (Foto: Screenshot von Spiekermanns Webseite)
Vorteile als Allrounder
1. Breitere Zielgruppe
Als Allrounder kannst Du eine Vielzahl von Projekten annehmen und so ein breiteres Kundenspektrum ansprechen. Das kann besonders hilfreich sein, wenn Du noch am Anfang Deiner Karriere stehst.
2. Abwechslungsreiche Projekte
Der Reiz des Neuen bleibt erhalten. Unterschiedliche Aufgaben und Stile sorgen dafür, dass es nie langweilig wird und Deine kreativen Fähigkeiten vielseitig gefördert werden.
3. Krisenresistenz
Mit einem breiten Angebot bist Du weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen. Wenn ein Bereich an Nachfrage verliert, kannst Du Dich auf andere spezialisieren oder neue Märkte erschließen.
Nachteile als Allrounder
1. Schwierigere Positionierung
Es kann herausfordernd sein, sich als Allrounder von der Konkurrenz abzuheben. Kunden bevorzugen oft Spezialist*innen, die sich gezielt auf ihre Bedürfnisse konzentrieren.
2. Höherer Aufwand
Ohne Spezialisierung musst Du Dich ständig in neue Themengebiete einarbeiten. Das erfordert Zeit und Energie und kann dazu führen, dass Du weniger effizient arbeitest.
3. Geringere Preissetzungsmacht
Allrounder werden häufig als Generalist*innen wahrgenommen und können deshalb Schwierigkeiten haben, höhere Preise zu rechtfertigen.
Der breit aufgestellte Allrounder
Ein gutes Beispiel für einen Allrounder ist der Designer Philippe Starck. Er kann alles gestalten, was dreidimensional ist, egal ob Zitronenpresse, also klassisches Produktdesign bis hin zu ganzen Gebäuden, also Architektur.

Die bekannte Zitronenpresse von Philippe Starck, (Foto: © Phrontis, Wikimedia Commons)
Starck ist als international bekannter Designer und ein Paradebeispiel für einen Allrounder.
Starck gestaltet alles von Möbeln über Haushaltsgeräte bis hin zu architektonischen Projekten. Seine Vielseitigkeit hat ihn zu einem der einflussreichsten Designer seiner Generation gemacht und er ist dadurch auch durch viele unterschiedliche Projekte verschiedenen Zielgruppen ein Begriff.

Das von Starck entworfene Gebäude „Le Nuage“ in Montpellier (Foto: Wikimedia Commons, © Fred Romero, Webseite)
Ich hoffe, ich konnte Dir die Vor- und Nachteile in meinem kleinen Exkurs deutlich machen. Sicherlich war Dir das meiste auch bekannt. Doch wie sollst Du Dich jetzt für einen Weg entscheiden? Das ist und bleibt ja die Gretchenfrage, nicht wahr?
Daher kommt hier Deine heutige Impulsaufgabe:
Was ist die richtige Wahl für Dich?
Die Entscheidung zwischen Spezialisierung und einem breiten Angebot hängt von Deinen persönlichen Zielen und Präferenzen ab. Ich möchte Dir im heutigen Impuls ein paar Fragen mit auf den Weg geben, die Dir helfen können, eine Entscheidung zu treffen:
1. Wo liegen Deine Stärken?
Gibt es einen Bereich, in dem Du besonders gut bist oder der Dir besonders viel Freude bereitet?
2. Wie sieht der Markt aus?
Gibt es Nachfrage in Deiner Wunsch-Nische, oder ist ein breiteres Angebot sinnvoller?
3. Wie wichtig ist mir Abwechslung?
Möchtest Du Dich tiefer in ein Thema einarbeiten, oder brauchst Du wie ich kreative Vielfalt?
4. Welche Risiken bist Du bereit einzugehen?
Kannst Du mit den Risiken einer Spezialisierung leben, oder suchst Du eher Sicherheit durch Flexibilität?
Diese Fragen entscheiden darüber, was Du beruflich machen möchtest.
Aber keine Angst. Selbst wenn Du Dich erstmal entschieden hast und Deinen Weg dann durchziehst. Du kannst Deinen Kurs auch wieder ändern, wenn Du merkst, dass es nicht funktioniert. Du kannst vom Allrounder zum Spezialisten werden und umgekehrt und Du kannst auch die Nischen wechseln. Wichtig ist nur, dass Du Dir genügend Zeit gibst, den eingeschagenen Weg zu testen und zwar mindestens ein Jahr (besser sogar länger). Denn jedes Business, das man startet, muss auch erstmal anlaufen, bevor es sich bewährt.
Es gibt kein richtig oder falsch – sowohl die Spezialisierung als auch die Allrounder-Strategie können erfolgreiche Wege sein. Wichtig ist, dass Du bewusst entscheidest, welche Ausrichtung am besten zu Dir, Deinen Talenten und Deinen langfristigen Zielen passt. Im Zweifelsfall kannst Du auch einen Mittelweg wählen: Beginne als Allrounder, teste verschiedene Bereiche aus und entwickle Dich dann schrittweise in Richtung einer Spezialisierung, die Dir liegt und Marktpotenzial hat.
Das war mein 53. Impuls für Dich!
Wenn Du noch mehr Input zu dieser Frage brauchst, empfehle ich Dir außerdem mein Sachbuch «Kreative Identität und Selbsterkenntnis». Darin geht es um das Definieren seiner eigenen kreativen Stimme. Es fragt danach, wer Du bist, wenn Du kreativ schaffst und wo Du beruflich mit Deiner Kreativität noch hin möchtest. Im Buch geht es auch darum, von seiner Kreativtität gut leben zu können und erfolgreich zu sein. Ich spreche auch über Scanner- und Taucherpersönlichkeiten sowie über Gernalisten und Spezialisten. Passt also ganz gut zum heutigen Impuls!
Wenn Du noch direkt eine Fragen an mich hast, dann schreib gern einen Kommentar unter diesem Artikel oder sprich mir bei Speakpipe eine Sprachnachricht ein. Ich freue mich in jedem Fall über Feedback von Dir zu dieser speziellen Aufgabe! Lass mich wissen, ob dieser Impuls etwas mit Dir gemacht hat!
NEU > Diesen Blogartikel als Podcastfolge ansehen:
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Und hier kommt die Impuls #53-Podcastfolge zum direkten Nachhören:
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