Dr. Jörg Bernardy, fotografiert von Max Baier

Dr. Jörg Bernardy im Kurzinterview

Heute stelle ich Dir Autor und Philosoph Dr. Jörg Bernardy in meiner kleinen Interviewreihe vor. 

Er war außerdem mein Gast in Folge 89 meines Podcasts. Die Folge findest Du am Ende des Interviews (oder überall, wo es Podcasts gibt)!

1. Wer bist Du und was machst Du?

Ich heiße Jörg Bernardy und arbeite als Philosoph, Literaturwissenschaftler und freier Autor.

Am liebsten bin ich eine Person, die andere begeistert und mit philosophischen Einsichten anregt. Aus diesem Grund philosophiere ich auch mit Kindern, Erwachsenen und Jugendlichen.

Seit ein paar Jahren schreibe ich für DIE ZEIT, bin Juror für den LUCHS-Preis (Die Zeit/ Radio Bremen) und in der MAUS ZUM HÖREN und MausLive – den Podcast- und Radioangeboten der Maus im WDR – stelle ich mich regelmäßig den philosophischen Fragen der Hörerkinder.

2. Woher kommt Deine Leidenschaft fürs Philosophieren?

Es erfüllt mich, schwere, tiefgründige und komplexe Themen in etwas Leichteres zu verwandeln.

Leichtigkeit ist mein Ziel, Einfachheit der Weg.

3. Gibt es Rituale bei Dir, um in den kreativen Schreibflow zu kommen?

Gehen, gehen, gehen. Ich habe mehrere Orte, an denen ich zu Hause bin. Die drei wichtigsten sind: das Gehen, der Wald und die Liebe.

Außerdem lesen, lesen, lesen und träumen, träumen, träumen. Lesen, Reflektieren, Tag- und Nachtträume sind für mich wichtige Quellen der Inspiration.

4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?

Warum sollte ich? Mindestens genauso wichtig finde ich es, die Tipps zu beherzigen, die uns unsere jüngeren und kindlichen Ichs geben würden. Zum Beispiel: Vertraue deiner Intuition, deiner Begeisterung und deinem inneren Erleben.

5. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade?

Momentan arbeite ich an einem Buch mit dem Titel „Über die Kraft der Einfachheit“, mein wohl persönlichstes Projekt bisher.

Über die Kraft der Einfachheit, Buchcover Jörg Bernardy

„Über die Kraft der Einfachheit in turbulenten Zeiten“, erscheint am 7.10.2024 (Foto: Verlag)

Dafür bin ich neue Wege gegangen – im metaphorischen wie im wörtlichen Sinne – und habe dabei meinem Schreib- und Denkstil noch einmal eine neue Richtung gegeben.

Einfachheit ist mehr als materieller Verzicht oder Reduktion – es ist eine innere Haltung, ein kreativer Zustand des Seins, der unser äußeres Leben auf wundersame Weise spiegelt.

Auch in meinem neuen Kinderbuch über die Unendlichkeit Was kommt hinter dem Universum? habe ich für mich eine neue sprachliche Herangehensweise entwickelt.

Jörg Bernardy: Was kommt hinter dem Universum? (Foto: Verlag)

Was kommt hinter dem Universum? (Foto: Verlag)

Außerdem schreibe ich gerade zwei Bilderbücher, in denen ich gemeinsam mit Illustratorinnen eine Geschichte erzähle.

6. Was war die schwierigste, philosophische Frage, die Du mal von einem Kind gestellt bekommen hast?

Was kommt nach dem Menschen?

Ebenso: Denken Krebse, dass Fische fliegen können?

Oder auch: Warum werden wir älter und müssen irgendwann sterben?

Jörg gibt einen Workshop über Philosophie für Kinder (Foto: privat)

Jörg gibt einen Workshop über Philosophie für Kinder (Foto: privat)

7. Hast Du kreative Vorbilder, wer oder was inspiriert Dich?

Kreative Vorbilder sind für mich nicht nur Menschen. Auch von Kunstwerken, von der Natur und von allem, was Menschen tun, fühlen und denken, kann ich viel lernen. So richtig inspiriert war ich zuletzt zum Beispiel von „Perfect Days“, dem neuen Kinofilm von Wim Wenders, vor allem von der Stimmung, den skurrilen Figuren und der besonderen Ästhetik. Ebenso fand ich die Serie „3 Body Problem“ extrem faszinierend und gelungen.

Mich inspirieren Menschen, die sich trauen, eine eigene und künstlerische Wahrnehmung der Welt auszuleben. Welche Art von Kunst oder welches konkrete Verhalten sie daraus entwickeln, ist eigentlich gar nicht so wichtig. Hauptsache, es berührt mich und ich merke: Aha, da hat jemand den inneren Künstler bzw. die innere Künstlerin in sich entdeckt und geweckt.

Ich bewundere die Traumwelt und die verrückten Lebens- und Denkwege der Surrealisten: die Art und Weise, wie sie Kunst und Leben, Theorie und Alltägliches, Persönliches und Absurdes, das Traumhafte und das Unbewusste zusammenbringen und verarbeiten.

Ansonsten schätze ich die Künstlerphilosoph:innen unter den Philosophen: Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Ludwig Wittgenstein, Hannah Arendt oder auch Michel Foucault. Sie alle sind neue Wege gegangen und Pionier:innen des Denkens.

8. Was schätzt Du an Deiner Arbeit als freiberuflicher Autor, Lehrender und Philosoph am meisten?

Den kreativen, schöpferischen Akt und die Freiheit, immer wieder mit und an der Kraft der Gedanken arbeiten zu dürfen.

Jörg Bernardy auf der LitCologne (Foto: © Ast/Jürgens)

Jörg Bernardy auf der LitCologne (Foto: © Ast/Jürgens)

9. Auf welches Projekt, das Du verwirklicht hast, bist Du besonders stolz?

Auf das Kind in mir und darauf, dass ich immer wieder meinen Interessen und meiner Begeisterung gefolgt bin.

Und darauf, dass ich immer mehr der Kraft der Einfachheit vertraue.

10. Was hat Dich in letzter Zeit nachhaltig beeindruckt und warum?

Es ist zu viel, um alles aufzuzählen! Begeistert war ich zuletzt beispielsweise von dem Buch „Zukunft“ von Florence Gaub und von „Knife“, dem neuen Buch von Salman Rushdie.

Außerdem freue ich mich auf das neue Buch von Wolfram Eilenberger („Geister der Gegenwart“).

Inspirierend fand ich zudem das Buch „kreativ. Die Kunst zu sein“ von Rick Rubin.

 

Danke für das schöne Gespräch, lieber Jörg!

 

Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Jörg und mir anzuhören und mehr über die Unendlichkeit und die Kreativität zu erfahren.

 

 


Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Jörg Bernardy in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #89 direkt anhören:
Cover Podcast "Der kreative Flow"

Coverfoto: © Max Baier

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