
07 Apr. Constanze Guhr im Kurzinterview
Heute stelle ich Dir die Illustratorin Constanze Guhr in meiner kleinen Interviewreihe vor.
Sie war außerdem meine Gästin in Folge 109 meines Podcasts. Die Folge findest Du am Ende des Interview-Textes (und überall, wo es Podcasts gibt)!
1. Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Constanze Guhr und bin eine kreative Ideenmaschine. Ich denke mir ständig neue Projekte aus, aus denen sich dann Bücher oder Onlinekurse, Etiketten oder Kalender entwickeln. Sprich: ich bin Illustratorin und Kreativitätscoach. Oder soll ich es Workshopentwicklerin nennen? Mir fehlt dafür noch ein schöner Begriff.

Constanze Guhrs Arbeitsplatz mit ihren Arbeitsmaterialien (Foto: C. Guhr).
2. Woher kommt Deine Leidenschaft fürs Illustrieren und Kreativsein?
Ich weiß nicht, woher das kommt. Aber wenn ein Kind seinen Interessen folgen kann, dann entwickelt sich daraus vielleicht so etwas? Ich habe schon immer gemalt oder Schatzsuchen kreiert, kleine Bücher gemacht oder Geschichten geschrieben. Eine Haupteigenschaft von mir ist Neugier. Vielleicht hat es damit zu tun? Mich interessieren auch immer wieder neue Techniken oder neue Ansätze.
3. Gibt es Rituale bei Dir, um in den kreativen Flow zu kommen?
Ja, aber sie wechseln ständig. Also nein.
4. Welchen Tipp hättest Du gern Deinem jüngeren Ich gegeben?
Deine Vielseitigkeit ist deine Stärke. Du musst dich nicht auf einen Stil festlegen.

Constanze mit ihrem Buch „Die unglaubliche Verwandlung“ (Foto: C. Guhr).
5. An welchem aktuellen Projekt sitzt Du gerade?
Ich arbeite an meinem dritten Sachbilderbuch, das nächstes Frühjahr erscheint. Das Thema kann ich noch nicht verraten. Außerdem habe ich eine Graphic Novel angefangen; ich möchte aus meiner Japanreise ein Buchprojekt entwickeln und plane neue analoge Kreativkurse. Außerdem erstelle ich gerade einen Mini-Onlinekurs, damit sich die Leute ein besseres Bild von meinen Angeboten machen können. Klingt auch schon wieder ein bisschen zu viel …
6. Was ist das besondere an einer eigenen kreativen Community, die Du ja durch Deine Kurse aufgebaut hast?
Das direkte Feedback. Viele Frauen, nicht nur in meinen Kursen, erfahren noch immer kaum Anerkennung. Oft ist es immer noch die klassische Verteilung in der Familie und niemand bedankt sich für Care-Arbeit. Die wird einfach nicht wertgeschätzt. Irgendwann habe ich festgestellt, dass Wertschätzung total wichtig ist für das Selbstwertgefühl und überhaupt für ein gutes Gefühl. So eine wertschätzende Community ist also eine echte Bereicherung.
Ich habe ja den Club für kreatives Chaos gegründet, wo es ausdrücklich gewünscht ist, die Arbeiten der anderen zu kommentieren. In den großen Gruppen meiner Onlinekurse geht es oft nicht, weil dann der Traffic enorm ist, aber bei den intensiveren Kursen und dem Club ist es eine echte Bereicherung.

Constanze gibt einen ihrer Workshops (Foto: C. Guhr).
7. Hast Du kreative Vorbilder, wer oder was inspiriert Dich?
OMG, das sind so viele Leute, die mich beeindrucken und es wechselt auch sehr oft. Ich liebe die Schriftgestaltung und den Illustrationsstil von Sara Fanelli.
Ich bewundere natürlich wie so viele Frida Kahlo, weil sie so hammerhart ihre Schmerzen ausgehalten und trotzdem gemalt hat.
Ich verehre Hilma af Klint, weil sie trotz null Anerkennung zu Lebzeiten immer weiter gemalt und an sich geglaubt hat.
Und kennst du Charlotte Salomon, die im Holocaust ermordet wurde? So tolle Arbeiten hat sie in ihrem kurzen Leben geschaffen.
Überhaupt sind die Malerinnen früherer Zeiten sehr inspirierend. Wenn wir ihre Namen heute kennen, dann müssen sie unglaublich gewesen sein. Denn als Frau hast du kaum Anerkennung bekommen, wurdest nicht ausgestellt, warst nur ein Modell oder eine Muse. Vielleicht entwickle ich dazu auch mal einen Kurs. Eine Ausstellung mit meinen Frauenporträts gab es ja schon.
8. Was schätzt Du an Deiner Arbeit als Freiberuflerin am meisten?
Ehrlich? Dass ich spät ins Bett gehen und spät aufstehen kann. Außerdem kann ich ortsunabhängig arbeiten, wenn ich nicht gerade Kurse oder Lesungen vor Ort gebe.
9. Auf welches Projekt, das Du verwirklicht hast, bist Du besonders stolz?
Ich bin ein bisschen stolz, dass ich mir immer wieder was Neues ausdenke und mir die Ideen noch nie ausgegangen sind.

Constanzes Inspiration Hilma af Klint (Illustration: Constanze Guhr).
10. Welches kreative Werk hat Dich in letzter Zeit nachhaltig beeindruckt und warum?
Nachhaltig heißt ja, dass ich oft dran denke oder es mir immer noch in Erinnerung ist. Also muss es ja schon etwas her sein, oder? Dann würde ich jetzt nochmal Hilma af Klint nennen, deren Ausstellung mit riesigen Gemälden ich 2023 in London gesehen habe.
Ich finde, dass ihre Farben total beeindruckend sind, ihre Kompositionen und dass sie in Verbindung mit Geistwesen stand. Etwas, das ich nicht verstehe, was mich aber sehr fasziniert.
Danke für das schöne Gespräch, liebe Constanze!
Die Antworten, die Du hier lesen kannst, sind kein Transkript aus der besagten Folge, sondern ein Bonus! Es lohnt sich also unbedingt, den Podcast mit Constanze und mir anzuhören.
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Interview mit Constanze in meinem Podcast «Der kreative Flow».
Hier kannst Du Dir Folge #109 direkt anhören:
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